Die Farbe Rosa
Jim Jarmusch und Bill Murray erzählen von der Einsamkeit in leeren Räumen
Ein rosa Brief fällt in einen blauen Briefkasten und damit fängt alles an. Der Mann, der den Brief erhält wird dieser Farbe folgen quer durch das Land. Es ist eine Farbe der Hoffnung, aber das wird er erst sehr spät bemerken.
Der Mann wird vier Frauen besuchen, eine fünfte auf dem Friedhof, die seine Freundinnen waren vor zwanzig Jahren, und bei ihnen nach der Farbe Rosa fahnden. Denn der rosa Brief, nicht unterzeichnet, hat ihn mitgeteilt, er habe einen Sohn. Und sein dedektvischer Freund hat ihm gesagt, er solle sich umtun, bei welcher der Damen ein Rosa zu finden sei. Sie haben es alle. Jim Jarmusch und Bill Murray erzählen die Geschichte eines Mannes, der Don Johnston heißt, der Frauenknacker von damals und der von Miami. Gerade hat ihn seine letzte Freundin verlassen und jetzt sitzt er da, einfach so. Sitzt da, als könne er da sitzen, bis sie ihn mit den Füßen voran aus seinem schönen Haus tragen. Es ist diese endlose Leere die ihn umgibt und sie ist der Preis dafür, sein Leben im leeren Raum gelebt zu haben. Auch auf dieser Reise, die er jetzt antritt, umgibt ihn Jarmusch mit leeren Räumen, schönen, leisen, leeren Räumen. Und wie sein Mann tut Jarmusch nichts als schauen. Langsam und leise, mit weichen sanften Schnitten und mit eben solchen Farben. Und immer mal wieder die Farbe Rosa wenn es dem Mann ahnt, es könnte eine Hoffnung sein, diesen Jungen zu finden und eine späte Gnade. Der Mann ist Bill Murray und dieses mal sollte es der Oscar sein. Dieses Gesicht in seinen mimischen Minimalismus ist wie eine leere Leinwand, beinahe regungslos, beinahe erstarrt. Muray kann mit diesem Gesicht die empfunde Größe eines leeren Raumes spielend verdoppeln. Und die Leere dieses Gesichtes ist nicht einfach eine Leere, es die bewusste, die gestaltete, die fühlbare Abwesenheit von etwas. Es ist nicht einfach nichts da, da ist vielmehr: ein Nichts. Als würde er die umgebende Luft in sich saugen, bis er die Mitte des Vakuums ist. Das ist bedeutende Schauspielkunst. Begleitet von vier fantastischen Frauen, Sharon Stone, Frances Conroy, Jessica Lange und Tilda Swinton. Die Geschichte bleibt unenträtselt, sie ist eher wie eine Folie, in der sich Bill Murrays Gesicht abdrückt. Und das ist nicht wirklich leer: Es warnt nur davor, leer zu bleiben.
Autor: Henryk Goldberg
Text geschrieben 2005
Text: veröffentlicht in Thüringer Allgemeine
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