Aliens im Wunderland
James Cameron konnte die beste „Titanic“ aller Zeiten und den kommerziell erfolgreichsten Film dazu. Nun hat er einen Wendepunkt des Unterhaltungskinos geschaffen, der künftig das Maß sein wird. Nicht weil er mehr Geld hatte als andere: weil er mit mehr Geld mehr anfangen kann als andere.
Diese Frau ist ein seltsames Wesen. Gefühlte drei Meter groß, eine im matten Blau schimmernde Haut, große Ohren, ein Schwanz. Anmutig wie eine Gazelle, gefährlich wie ein Leopard. Als sie den Bogen gespannt hat, um den Mann zu töten, da tanzt ein Gespinst auf der Spitze ihres Pfeils. Und sie lässt den Bogen sinken, denn was da tanzt ist die Seele eines Verstorbenen. Und kein Hauch von Albernheit. Denn dieser Film hat das selbst: eine Seele.
„Avatar“ ist der erste Film einer neuen Generation und man wird ihn einmal einen Meilenstein nennen. James Cameron vereinigt hier Science Fiction mit Fantasy, er schickt Menschen als Aliens in ein wahres, ein überwältigendes Wunderland. Er zitiert, wie auch die Titanic ein Mythos ist, verschiedene Mythen, den der Häuptlingstochter Pochahontas und des Amerikaners John Smith – und den der Pandora. Pandora war die Rache des Zeus für den Raub des Feuers durch Promet-heus. Aus ihrer Büchse entlässt sie all die Plagen des Menschen. Doch schließlich öffnet sie das Gefäß noch einmal und sendet Hoffnung. Der Planet, dessen Bewohner, die eines sind mit allem, was Natur ist, die Gier der Menschen besiegen, heißt Pandora. Hoffnung.
Jake, ein Ex-Marine, von der Hüfte an abwärts gelähmt, kommt auf diesen Planeten. Hier finden die Menschen, es ist 2154, unermesslich wertvolle Rohstoffe – und die Na´vis, die Einwohner, die edlen Wilden. Jake wird benötigt, um einen Avatar zu beseelen, einen gezüchteten Körper, den er mit seinem Geist lenkt. Er gewinnt die Häuptlingstochter und Vertrauen, doch er kann nicht mehr der Spion der Menschen sein, die dieses Volk auf die Weise zivilisieren wollen, wie es Amerika tat mit den Indianern, Glasperlen und Gewehre.
„Ihr solltet mal eure Gesichter sehen“, sagt die Hubschrauberpilotin zu ihren Passagieren, als sie sich den Schwebenden Bergen nähern und es ist, als sage sie es zu uns. Und Jake, als er das erste Mal durch das Labor geht, betrachtet es mit unseren staunenden Augen. Die sehen hier, was 3D auch im Realfilm mit wirklichen Menschen kann und wenn wir dann endlich das Wunderland betreten dürfen, da eröffnet uns die Brille ein wirkliches Gefühl für den Raum. Die Dreidimensionalität ist hier nicht einfach ein Effekt, sie ist etwas Eigenes, ein Gefühl.
Autor: Henryk Goldberg
Text: veröffentlicht in Thüringer Allgemeine, 18.12.2009
(Quelle/Copyright: Foto: Fox)
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