Tante Minnys Hütte: Gute Unterhaltung durch schwarze Dienstmädchen und weiße Zicken
Der sehenswerte Weihnachts-Wohlfühl-Film zur Rassentrennung besticht durch seine Schauspieler.
Lauter Cocktail-Kleider, lauter Parties, lauter Friseurtermine. Lauter geangelte Ehemänner und lauter angestellte Negerinnen. Das ist das Leben der weißen Damen in Jackson, Mississippi. Ob sie, fragt Skeeters Mutter ihre unverheiratete Tochter, sich Sorgen machen müsse, ob Skeeter womöglich eine unnatürliche Neigung zu Mädchen gefasst habe. Dagegen, so habe sie gelesen, helfe Kräutertee.
Später wird sie sich bei der Tochter für ihre Zivilcourage bedanken. Nicht, weil sie mit Mädchen schlief, sondern weil sie mit ihnen sprach. Mit den schwarzen Hausmädchen, die nicht die Toiletten der weißen Frauen benutzen dürfen, denen sie einst die Windeln wechselten.
Dieser Film von Taylor Tate ist die Verlängerung des Bestsellers„The Help“ von Kathryn Stockett. Eine Geschichte aus dem Süden der USA, als Rassentrennung Gesetz war und John F. Kennedy ein Märtyrer wurde. Stockett schrieb, mit autobiografischem Bezug, die Geschichte einer jungen Frau aus Jackson, die in ihre Heimatstadt zurückkehrt und Interviews führt mit den schwarzen Hausmädchen, die die Toiletten ihrer Herrinnen nicht benutzen dürfen. Das Buch wird ein Skandal, jedoch nur im Film: Das Autobiografische ist nur ein Teil der Geschichte, Stockett wurde 1969 geboren, während ihre Heldin am Anfang der 60er Jahre kämpft.
Allerdings, was wir sehen, das ist kein wirklicher Kampf, nur eine wirklich gute Unterhaltung. Und ein Wohlfühl-Film zur Weihnachtszeit, manchmal lustig, manchmal melodramatisch, nie tief und immer erstklassig gespielt. Und so etwas wie die aufgeklärten Variante von „Onkel Toms Hütte“. Miss Hilly entwickelt eine Initiative für den Bau von „Personal-Toiletten“, so dass Minny vor dem Haus ihre eigene Toilette bekommt. Tante Minnys Hütte.
Und Minny ist wirklich ein guter Mensch. Obwohl sie der Miss Hilly deren eigene, nun ja: unflüssigen Verdauungsprodukte in den Pie gebacken hat und beim Verzehr zusah… Aber die hatte es verdient, die Hexe. So wie die Kloschüsseln, die eines Tages auf ihrer Wiese abgeladen werden. Sie sind überhaupt alle sehr gut, die schwarzen Mädchen. Sie sind es als etwas glatte Charaktere und sie sind es vor allem als Schauspielerinnen. Und Viola Davis als Aibileen dürfte eine ernsthafte Anwärterin auf den Nebenrollen-Oscar sein.
Der Gewinn des Filmes, weshalb sich der Besuch unbedingt lohnt, sind sein Humor, sein Charme und die nostalgisch perfekte Ausstattung. Lauter weiße Zicken, und Jessica Chastain, auch eine Oscar-Kandidatin, ist die Oberzicke. Geschnitten von den übrigen Damen engagiert die herrliche Exzentrikerin heimlich die gefeuerte Minny, ihr Mann darf es nicht wissen. Er weiß es aber, doch statt die Schwarze zu erschießen, nimmt er sie dankbar in den Arm.
Das Problem des Filmes kann man benennen, ohne es ideologisch zu verdammen, man muss es nur wissen: Es ist seine Reibungslosigkeit, seine pastellfarbene Oberflächlichkeit. „The Help“ ist ein ästhetisch reizvoller Film, der ein existenzielles Problem mit dem Weichzeichner erzählt.
Im Deutschen hieß der Roman „Gute Geister“. Es ist wohl der Geist der Weihnacht.
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