Als Mensch war er, wie er gesagt hätte, wohl ein Arsch. Als Schauspieler war er, wie er gesagt hat, ein Genie. Dieser Dokumentarfilm von Werner Herzog zeigt beide. Fünfmal ist er mit Werner Herzog gegangen. Er hat ihn beschimpft und beleidigt, aber er hat mit ihm gearbeitet, immer wieder. Und der Grund muss eine Sehnsucht gewesen sein, eine Sehnsucht unter all dem Zynismus: die nach Vollendung. „Aguirre, der Zorn Gottes“, „Nosferatu“, „Woyzeck“, „Fitzcarraldo“,“ Cobra Vedre“. Hier, in diesen explodierenden Seelen, in diesen Urschreien, da war er bei seiner Vorstellung von sich selbst. Einer wie Kinski benötigte den Ruhm am Ende doch: um seinen Welt-Ekel hörbar auszukotzen. Er war mit einem Gesicht begnadet, das leuchtete so seltsam nackt. Und, das macht den großen Schauspieler: Dieses Gesicht kannte ein Geheimnis, von dem der, dem es gehörte, nicht viel mehr wusste als jeder andere.
© Henryk Goldberg
Thüringer Allgemeine, 03.08.2011
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