Was uns von den Bäumen trieb
Die erhabenen Augenblicke der Menschheit haben kaum erzählbare Bilder: Einstein, die große Formel kritzelnd, Beethoven, die Neunte summend, das sind Albernheiten.
Und Kolumbus, Amerika entdeckend? Das sind, bei Ridley Scott, ein Paar Stiefel, in Zeitlupe die letzten Meter durchs Wasser schlurfend, dann ein Kniefall. Das zeigt uns, was wir im Wunsch nach Erhabenheit oft verdrängen: Geschichte ist kein Punkt, sondern eine Linie. Weil Ridley Scott das weiß, hat der einen interessanten Film über Kolumbus gekonnt.
Nicht den Moment der Landnahme, er lässt den großen Gerard Depardieu erzählen, wie ein Mann seine Überzeugung behauptet gegen die Ignoranz der Zeitgenossen. „Ich habe es getan“, sagt Kolumbus später.
Das ist der Satz, der uns von den Bäumen trieb. Und Ridley Scott erzählt ihn zwei Stunden lang in schönen Bildern.
Henryk Goldberg
Text erschienen in Thüringer Allgemeine (04.06.2011)
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