Kathryn Bigelow hat mit „Tödliches Kommando“ die wichtigsten Oscars gewonnen. Paul Greengrass war mit „Green Zone“ für den Regiepreis nominiert. An den amerikanischen Kinokassen sind beide Filme gefloppt. Denn beide erzählen vom Krieg der USA im Irak.
Kathryn Bigelows Film ist kein Thriller, was zur Erklärung des kommerziellen Scheiterns taugen mag. Paul Greengrass hingegen hat einen außerordentlich spannenden Film inszeniert, der Regisseur der „Bourne“-Trilogie, auch hier schon mit Matt Damon, ist einer der handwerklich besten Thrillerregisseure der Gegenwart. Und dennoch ist dieser Film in den USA mit sehr mäßigem Erfolg gestartet. Das Sujet des Krieges im Irak scheint kaum populär beim breiten Publikum – anders als Vietnam ist es Gegenwart, ist es der Ausweis einer ignoranten Großmacht. Einer Ignoranz, die mindestens unter George Bush nicht begriffen hatte, dass solche Kriege heute nicht mehr nur mit einer starken Armee gewonnen werden können, es bedarf auch einer intelligenten Politik. Und der Film von Paul Greengrass ist als Form ein spannender Thriller, als Inhalt das Protokoll eines Scheiterns.
Der Warrant Officer, ein Status zwischen Unteroffizier und Offizier, Roy Miller führt im Bagdad des Jahres 2003 einen Trupp auf der Suche nach jenen Massenvernichtungswaffen, die dem Krieg als offizieller Anlass galten. Sie stoßen jedoch immer wieder ins Leere, die angeblichen Geheiminformationen sind falsch. Millers Fragen sind unerwünscht. Und die Informationen, die er erhält, sind eine bewusste Fälschung. Ein irakischer General, der einem hohen Beamten des Pentagon berichtete, dass es diese Massenvernichtungswaffen nicht gibt, soll, im Auftrag des Pentagon, getötet werden, diese Wahrheit passt nicht in die Öffentlichkeitsarbeit. Viele Experten vertreten heute die Auffassung, die USA hätten mit Teilen der irakischen Armee kooperieren sollen, sie wäre die einzige integrationsfähige und stabilisierende Kraft gewesen. Greengrass erzählt in einer spannenden Story von Intrigen und Ignoranz in der „Green Zone“, dem ruhigen Zentrum der Macht inmitten des Chaos von Bagdad.
Und er erzählt dieses Chaos mehr mit der Kamera als mit dem Drehbuch. Mit einer hechelnden Kamera, die vom Fieberwahn befallen, die selbst Teil von Chaos und Wahnwitz zu sein scheint. Und auch die Tonspur klingt wie vom Fieber befallen. Das ist wie ein Sog, wie ein Wirbel, in dessen Mitte sich der dafür Oscar nominierte Matt Damon behauptet.
Paul Greengrass ist viel kritischer mit Amerika als Kathryn Bigelow – und zugleich viel amerikanischer: Er erzählt die Geschichte vom aufrechten Soldaten, vom American Hero. Eigentlich könnten ihn seine Landsleute doch lieben.
Text: Henryk Goldberg
Bild: Universal Pictures
Regie: Paul Greengrass
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