Yip Man, auch Ip Man oder, kantonesisch, Yip Kai Man (1893 bis 1972) ist eine Legende der Martial Arts, nicht nur, weil er als Entdecker und Trainer von Bruce Lee der Godfather hinter dem internationalen Mythos für den Kampf der leeren Hände, Kung Fu war. Ip Man war immer auch ein Symbol dafür, wie Werte und Formen des alten China in die Neuzeit getragen wurden, die der japanischen Besatzung im Weltkrieg ebenso trotzten wie dem Zugriff der westlichen Welt und dem Exil. Den ersten großen Spielfilm der neuen Zeit widmete ihm die Filmindustrie von Hongkong 2008, und darin wird er – dargestellten von Donnie Yen – vor allem als aufrechter Nationalheld gefeiert, der durch seinen Kampf gegen Japaner und ihre chinesischen Kollaborateure das entscheidende Signal für den Sieg gegen die Terrorherrschaft gibt. Mittlerweile gibt’s bereits die dritte Fortsetzung; man erzählte die Nachgeschichte, sein Exil in Hongkong und die Gründung seiner berühmten Kampfsportschule, sowie die seiner Kindheit und Jugend.
Wong Kar-Wai macht aus ihm einen melancholischen Helden, einer, der für Einheit und Widerstand seines Landes kämpft, aber noch mehr einer, der die Zerrissenheit Chinas, die Spaltung von Süden und Norden, von Tradition und Moderne, von Heimat und Exil in der eigenen Biographie durchlebt. Tony Leung, den wir aus Wong Kar-Wais filmischen Kosmos kennen, stellt ihn dar, einer, um den Dunkelheit, Regen, Tragödie ist, mit dem ersten Augenblick vor der Kamera. Tony Leung ist film noir, mit jeder Geste. Und Wong Kar-Wai erzählt wieder einmal seine Geschichte, die Geschichte von Exil, von Verlust und Einsamkeit, aber er bleibt in diesem Film doch auch an den Vorgaben des Genres, die er mit einer wundervollen erotischen Traurigkeit füllt.
Denn „The Grandmaster“ ist vor allem die Geschichte einer großen Liebe, oder eigentlich die Geschichte von zwei großen Lieben, von denen die eine mit einem furchtbaren Sterben endet, und die andere sich nur in der Form des Kampfes erfüllen kann.
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Georg Seeßlen: Filmkritiken 2010 – 2013
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Mit Leidenschaft für den Film und mit Liebe zum Kino
52 Filmkritiken, geschrieben und veröffentlicht in den Jahren 2010 bis 2013, bieten Einblicke und Ansichten, vermitteln Zusammenhänge und Perspektiven.
Das Thema der Filmkritik ist das Filmesehen. Und Filmesehen ist eine Kunst. Und Georg Seeßlen versteht davon eine ganze Menge. Seine kompetente Übersetzung des audiovisuellen Mediums Film in Sprache ist tiefgründig, vielschichtig und bezieht aktuelle gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen mit ein.
Gehen Sie mit Georg Seeßlen auf eine Reise in die Filmgeschichte. Eine Reise in Zeit und Raum.
Bild: © Block 2 Pictures
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