P/R/EVOLUTION

Robert Wyatts neuer Film bringt die Intelligenz ins Popcorn-Kino zurück. Ohne Übertreibung.

Man hat schon mächtig etwas hinein gepackt in diesen Film, der die Vorgeschichte des großen „Planet of the Apes“-Universum erzählt, ein Herzstück der „intelligenten“ Science Fiction der Vor-„Star Wars“-Zeit. Nach dem eher satirischen Roman von Pierre Boulle erzählten fünf Filme (beginnend mit Franklin J. Schaffners  Film aus dem Jahr 1968), und zwei Fernsehserien, eine Reihe von Comics und Tie in-Büchern die Geschichte eines Planeten, auf dem offensichtlich die Evolution etwas anders verlaufen ist als in unseren Schulen gelehrt: Die Affen sind die Herrscher, die Menschen ihre Haustiere und Sklaven. Affen sprechen, Menschen lallen allenfalls. Der Raumfahrer, der auf diesem sonderbaren Planeten gelandet ist, stellt am Ende des ersten Films, in einem wirklich einigermaßen gelungenen Twist fest, dass dieser Planet der Affen nichts anderes ist als die gute alte Erde selber, oder, als wäre das nicht das gleiche: Amerika. Zwischen Darwin, politischer Metaphorik und Kulturpessimismus erzählen die Filme gleichsam in einem Kreisen um diese evolutionäre oder eben auch politische Verzweigung, wie sich eine mögliche zweite um die erste Geschichte, die der Menschen bindet, im Diskurs nicht nur von Herren und Sklaven, sondern von Wert und Unwert. Provokant genug in einem Land, dessen Präsidenten ihre Politik immer mal wieder aus dem christlichen Glauben rechtfertigen: Wenn der Untergang der einen den Aufstieg der anderen Primatenkultur bedeutet, hat die ganze Sache mit Schöpfung, Gott, Apokalypse und Erlösung so gut wie nichts zu tun. Die Affen bewiesen im Kino: Evolution ist ein offenes Feld. Und Geschichte wird gemacht.

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filmkritiken 2010-13-300Georg Seeßlen: Filmkritiken 2010 – 2013
[Kindle Edition]

getidan Verlag; ca. 169 Seiten; 6,59 EUR

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Mit Leidenschaft für den Film und mit Liebe zum Kino

52 Filmkritiken, geschrieben und veröffentlicht in den Jahren 2010 bis 2013, bieten Einblicke und Ansichten, vermitteln Zusammenhänge und Perspektiven.
Das Thema der Filmkritik ist das Filmesehen. Und Filmesehen ist eine Kunst. Und Georg Seeßlen versteht davon eine ganze Menge. Seine kompetente Übersetzung des audiovisuellen Mediums Film in Sprache ist tiefgründig, vielschichtig und bezieht aktuelle gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen mit ein.
Gehen Sie mit Georg Seeßlen auf eine Reise in die Filmgeschichte. Eine Reise in Zeit und Raum.

 

Bilder: Fox