„Meine Welt ist die Musik“ – der Titel, den die Regisseurin Marie Reich für ihren Film gewählt hat, ist auch das Lebensmotto Christian Bruhns. Daß der 84-Jährige Wahlmünchner einer der erfolgreichsten Komponisten und Musikproduzenten der Nachkriegszeit ist, weiß kaum jemand. Dabei hat er die Hits geschaffen, die sich längst ins kollektive Musik-Gedächtnis ganzer Generationen eingebrannt haben. „Marmor, Stein und Eisen bricht“, „Ein bißchen Spaß muß sein“, oder „Liebeskummer lohnt sich nicht“ – um nur einige wenige Titel zu nennen – werden noch nach über 5o Jahren leidenschaftlich (mit)gesungen. Aber kaum einer kennt den Künstler, der diese Songs schrieb. Eine Person des öffentlichen Lebens wollte Christian Bruhn auch nie werden. Doch jetzt genießt er schon die späte Aufmerksamkeit, die ihm durch den Film von Marie Reich zuteil wird.
Vier Jahre lang hat die Regisseurin, die keine Film-Förderung und keine Unterstützung durch Fernsehanstalten erhalten hat, Christian Bruhn begleitet. Vielleicht ist auch deshalb das Ganze filmisch etwas zu brav geraten. Wir sehen den Komponisten privat in seiner Villa, am hauseigenen Pool, in seinen Tonstudios, Büros und Archiven, in seinen wohlgeordneten Wunderkammern aus Notenblättern und Akten. Überall wo er geht und steht scheint Musik in der Luft zu sein. Gleichermaßen charmant wie unterhaltsam erzählt er über seinen Werdegang als Musiker, über die Entstehungsgeschichten der Songs, über sein bewegtes Privatleben. Fünfmal war Christian Bruhn verheiratet, u.a. mit Katja Epstein. Für sie hat er „Wunder gibt es immer wieder“ komponiert und arrangiert. Das Lied war 1970 der deutsche Beitrag beim Eurovision Song Contest, so hieß das damals, und erhielt den respektablen dritten Platz. Vor allem Katja Epstein ist es dann auch, die im Interview verdeutlicht, wie schwierig eigentlich sogenannte Unterhaltungsmusik ist. Wie schafft man es überhaupt eine Melodie, einen Text eingängig zu machen? Christian Bruhn scheint hierfür eine Zauberformel gefunden zu haben. Weitere Personen aus der Musikbranche bestätigen sein unglaubliches Talent und Gespür. Zu Wort kommen u.a. Ralph Siegel, Curt Cress oder DJ Hell. Letzterer entpuppt sich als größter Bewunderer von Christian Bruhn. Nicht nur die Titel Themen von Tim Thaler hat dieser genutzt und für seinen Disco Style erfolgreich verändert. Werbemelodien für die LBS oder für Milka stammen genauso aus der Feder von Christian Bruhn, wie die Titelmusiken vieler Spiel- und Zeichentrickfilme.
„Der Sinn eines Schlagers ist, daß er sich hält“, sagt Bruhn an einer Stelle des Films. Daß eine seiner Melodien dann sogar mit ins All genommen wurde, dürfte ihn dann aber doch gleichermaßen überrascht wie gefreut haben. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst hatte seine „Captain Future“ Titel-Musik mit auf seiner Raumstation ISS.
Der Film „Meine Welt ist die Musik“ startet jetzt in den Kinos und war, vor allem wegen seines sympathischen Protagonisten, einer der Publikums-Lieblings Filme der Hofer Filmtage. Ein Filmsoundtrack mit ausgewählten Hits von Christian Bruhn ist bei Monopol Records erschienen.
Daniela Kloock
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