Kleine Buchhandlungen führen ein Nischendasein. Ihr Geschäftsmodell passt nicht mehr so recht in die heutige Zeit. Kaum jemand scheint auch zu wissen, dass fast fünfzig Prozent eines Buchpreises beim Verkäufer landen. So profitieren die großen Ketten, vor allem aber Amazon von der Bequemlichkeit der Leser und machen engagierten Buchhändlern das Leben schwer.
Um ganz andere Überlebenskämpfe ging es Penelope Fitzgerald als sie 1978 den Roman schrieb, der die Vorlage für den Film „The Bookshop“ bildet.
Es ist die Geschichte einer jungen Witwe, Florence Green (Emily Mortimer) in der Zeit der späten 1950er Jahre. Seit dem Tod ihres Mannes sind Bücher ihr einziger Trost. In ihrem Heimatort Hardborough, einem verschlafenen Kaff an der Küste, entdeckt sie ein verwunschenes, leerstehendes Haus. Dort eröffnet sie voller Enthusiasmus eine Buchhandlung. Sie hofft hiermit ihre Trauer zu überwinden. Auch ist sie von der Vorstellung beseelt das verschlafene Städtchen mit interessanten Geschichten aus aller Welt zu versorgen. Zunächst geht ihr Plan auf. Doch dann schlägt die Stimmung um. Nabokovs „Lolita“ ist gerade auf den Markt gekommen, das Buch liegt prominent im Schaufenster. Ein Skandal ist vorprogrammiert. Der heftigste Gegenwind jedoch kommt von Violet Gamart (Patricia Clarkson), die ganz andere Pläne für die Location hat. Sie will ein Kunst-Zentrum. Nicht um der Kunst willen, sondern als Machtdemonstration. Und sie sitzt eindeutig am längeren Hebel, auch wenn Florence in dem zurückgezogen lebenden Mr Brundish (Bill Nighy) eine verwandte Seele gefunden hat. Sein liebenswerter Versuch die Buchhandlung zu retten schlägt fehl. Schlussendlich muss Florence aufgeben. Als der „bookshop“ in Flammen aufgeht ist sie bereits abgereist.
Nicht erst die letzte Einstellung erinnert an Francois Truffauts „Fahrenheit 451“, die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ray Bradbury. Denn die Voiceover Stimme spricht Julie Christie, die bei Truffaut gleich beide weiblichen Hauptrollen spielte. Das ist ein schöner Regie-Einfall. Auch die Star Besetzung gibt ihr Bestes. Und Isabel Coixet sind durchaus schon Filme gelungen, allen voran „Mein Leben ohne mich“ (2003). Doch hier will es sich so gar nicht fügen. Der ganze Film wirkt zu seicht, zu puppenstubenartig. Die Kostüme sind detailverliebt, die Kulissen theaterhaft, die Figuren starr. Die Regie und das Drehbuch interessieren sich weder für die Geschichte noch für die einzelnen Protagonisten. Vieles, was angedeutet wird, bleibt einfach auf halber Strecke stecken. Beispielhaft hierfür steht die Beziehung zwischen Florence und Brundish. Auch die Musik, die neben der Stimme von Julie Christie verdeutlichen soll, was gefühlt oder gedacht wird, nervt gewaltig. „Ein Buch ist wie ein Haus, welches man bei der Lektüre durchwandert“, sagt Florence am Anfang des Films – und ein Kino kann zuweilen ein Raum sein, den man fluchtartig verlässt.
Daniela Kloock
Bilder: Capelight Pictures
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