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Seit nun schon 24 Jahren gehört das Shakespeare Festival im Globe Neuss für Theaterfans zu den wichtigen Terminen. Alljährlich locken in- und ausländische Schauspieltruppen mit Novitäten. Wie’s so ist bei einem Festival: Nicht jedes Angebot trifft den Geschmack von jedem. Doch eines ist sicher: Jeder kann in jedem Jahr seine Highlights entdecken.

Hinter dem Festival stecken kluge Köpfe, die stets mit Sachverstand und Liebe die Auswahl treffen. Dabei wird durchweg auf Vielfalt geachtet: so lockt neben dem großen Spektakel immer auch die kleine Form, haben das Laute und das Leise ihren Platz. Clou des Ganzen: eine Imitation des berühmten Globe Theatre. Soll das Original zu Shakespeares Zeit etwa 3000 Zuschauern Platz geboten haben, so passen in den moderne Nachbau ca. 500 in Parkett und den ersten und zweiten Rang. Klein, aber fein! Dazu gehört, dass es rundum auf dem Gelände nahe dem Zentrum von Neuss auch kulinarisch einiges gibt, was dem Abend eine angenehme Atmosphäre verleiht. Vor der Aufführungen kann, wer mag, eine aufschlussreiche Einführung hören oder Gespräche mit Beteiligten führen, und sich so genussvoll auf die Inszenierung einstimmen.

Die diesjährige Ausgabe des Festivals läuft noch bis zum 19. Juli. Wer kann, sollte es nicht versäumen (und sich auch nicht davon abschrecken lassen, dass es nicht mehr so viele Karten gibt, meist hat man am Abend noch eine Chance!). Da lockt zum Beispiel die Bremer Shakespeare Company mit einer wunderbaren Version von „Pericles, Fürst von Tyurs“. Vier Schauspieler und einige wenige lebensgroße Puppen entfalten das Drama in all seiner Wucht. Einiges vom ausufernden Text wurde klug gestrichen, die Handlung verkürzt, und manches wird lediglich erzählt, doch die Intensität ist enorm. Man fühlt sich in eine andere Welt versetzt, eine Welt, in der Worte noch Wunder bewirken können. Großartig! Leider nicht mehr zu sehen: die Propeller Company aus England, deren „Midsummer Night’s Dream“ zum komödiantischen Kleinod geriert. Noch zu erwartende Highlights: HOPPart aus Ungarn mit einer „Coriolanus“-Fassung, die aufs Schärfste die aktuelle politische Schieflage in Ungarn (und damit Europa) aufs Korn nimmt, die Bremer mit einem furiosen „Richard III.“, und nicht zuletzt, wenn auch zum guten Schluss, die Shakespeare Company Berlin mit ihrem rasanten „Wie es Euch gefällt“.

Peter Claus

website: shakespeare-festival.de

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