Die Aufnahme durch das Publikum beim diesjährigen Internationalen Filmfestival Locarno Anfang August, wo die Familien-Saga als Eröffnungsfilm lief, war verhalten. Zu Recht. Selbst eingeschworene Meryl-Streep-Fans waren enttäuscht.
Streep spielt eine nicht gerade vermögende Rocklady höheren Alters, die vom reichen Ex-Mann gebeten wird, sich um die gemeinsame Tochter zu kümmern. Die ist nach der Trennung von ihrem Mann in eine schwere Krise geraten … Und, klar: Mutti richtet’s.
Nicht nur die Story also solche, jede Szene ist voraussehbar. Selbstmord, schwule Identität, antibürgerliches revoluzzern – nichts wirkt authentisch. Alles ist konstruiert, auch die Charaktere. Da kann Meryl Streep noch so sehr mit mimischen Finessen arbeiten: ihre Ricki bleibt Schablone. Streeps wirkliche Tochter Mamie Gummer in der Rolle von Rickis Tochter hat’s nicht besser getroffen. Und wenn dann am Schluss alle fröhlich zu Muttis Musik ihre seelischen und sonstigen Lasten abwerfen, gerät man als Betrachter regelrecht ins Fremd-Schämen. Eine Retorten-Schmonzette. Nicht der Rede wert!
Peter Claus
Bilder: © Sony Pictures Releasing
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