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Leser von Kriminalromanen zählen zu den Viellesern. Da wird ausgeliehen, getauscht, auf Ebay ersteigert, den öffentlichen Bibliotheken entnommen oder schnell im Buchladen gekauft. Die Stapel dort, handelte es sich um unverkäufliche Ware, wären nicht so handschmeichlerisch hoch, die Kriminalromane nicht vielerorts an den prominenten Verkaufsplätzen einer Buchhandlung positioniert. Crime sells, Verbrechen verkauft sich.
Hm. Grummel. Hm. Kritiker haben das nicht so gerne. Irgendwie gilt als Ausweis von Kunst immer noch, daß sie schlecht verkäuflich ist
– und der Kritiker ihr in der warenfreien
(wahren freien?) Welt des fast zweckfreien Seins wenn schon nicht Penunzen, so doch Ruhm und Adel zuspricht, geldscheinfrei. Also in hehrester Absicht. Ich merke, ich habe immer noch nicht vergessen, wie es denn vor zwei Jahren als quasi kulturelles Sittlichkeitsdelikt dargestellt wurde, daß der Suhrkamp-Verlag – nein, nicht nach Berlin umzieht, das auch eine Schweinerei, aber noch viel schlimmer, daß er – künftig auch KRIMINALROMANE herausbringen würde. Die Suhrkamp-Ankündigung, vorerst sechs (in Worten sechs) solcher Un-Bücher auf den Markt zu bringen, wurde von der Kritik aufgenommen, als würde ein Futtermittelhersteller-Schwein im vollen Schweinwerferlicht ein paar Stäubchen Dixion zu verteilen.
Diese sechs noch gar nicht in Handel und Verzehr gelangten Bücher machten zwar nur ein (in Worten ein) Prozent der jährlichen Suhrkamp-Titel aus, wurden aber wie Giftstoff für die ganze Kultur der Republik behandelt. „Die aufgeschäumten Reaktionen des deutschen Feuilletons zeigen“, so schrieb ich damals an dieser Stelle, „wie weit Kriminalromane auch 2009 noch von der Hochkultur entfernt gehalten werden. Immer noch sind sie Schmutz und Schund, ein Vergnügen nur der niedrigen und dümmeren Stände.“ Die Tanten-Zeitung „Zeit“ titelte damals „Unternehmen Mimikry“ zu der Affäre und warnte in der Unterzeile: „Der Suhrkamp Verlag schleicht sich auf den Krimimarkt.“ Fazit: „Todsicher war bisher, daß der Suhrkamp Verlag für hohe Literatur steht. Das soll sich jetzt ändern.“ Die „Süddeutsche“ konstatierte: „Der Main wird kälter“. Das Verdikt: „Wer die sechs Pilot-Bände auch nur von ferne“ betrachte, erkenne in der „grellen SHFL’s Duo Fu Duo Cai – Fu online slot machine game is apparently knocking ‘em dead in Macau, and Lerner thinks the following 4 years might find Asia add 23,600 slots, 8,500 that will be destined for Macau’s Cotai Strip once all of the new casinos now in development are ready to go. Reihe …die Sehnsucht nach Erlösen… jenseits der eigenen Backlist“. Suhrkamp sah die SZ künftig „in den Buchabteilungen der großen Kaufhäuser und an den Tankstellen“.
Wie gut, daß auch Kritiker manchmal auftanken. Oder waren es Kaufhäuser, in denen die Exemplare über den Tisch wanderten, die folgendes Ergebnis brachten: Bester Krimi des Jahres 2010 ist Don Winslows „Tage der Toten“. Erschienen im, schlag mich tot, Suhrkamp-Verlag. Der hat nun, man kann es nicht länger unter der Ladentheke verbergen, allmählich doch ein recht ordentliches Krimi-Programm. Meinen die Kritiker.
Und wie soll ich jetzt die Kurve kriegen, daß es auch Kritiker mit einer einigermaßen justierten Wasserwaage gibt? Trauen Sie niemals dem Kritiker, schießen Sie lieber auf den Pianisten. Hier folgt, was Krimi-Kritiker, Warenhausverkäuferinnen und Tankwarte als die besten Kriminalromane des Jahres 2010 empfehlen.
Den Vortritt hat der „Deutsche Krimi-Preis 2011“, nicht weil es ihn seit 26 Jahren gibt und ich zu den 28 Juroren gehöre, sondern weil die Urteile über all die Jahre und Krimi-Wellen eine geradezu salomonische Qualität aufweisen. Es folgt sodann die „KrimiBestenliste 2010“, die von 17 Kritikern ermittelt wird. Suchen Sie sich aus, was Ihnen davon auf Anschein gefällt, was Sie neugierig macht. Es ist ein freies Land – in dem es längst noch nicht an allen Tankstellen Kriminalromane gibt.
Deutscher Krimi Preis 2011:
National:
1. Platz:
Bernhard Jaumann: Die Stunde des Schakals (Kindler)
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2. Platz:
Frank Göhre: Der Auserwählte (Pendragon)
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3. Platz:
D. B. Blettenberg: Murnaus Vermächtnis (dumont)
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International:
1. Platz: Don Winslow: Tage der Toten (Suhrkamp)
2. Platz: Josh Bazell: Schneller als der Tod (S.Fischer)
3. Platz: Dominique Manotti: Letzte Schicht (Argument)
4. Pete Dexter: God’s Pocket (Liebeskind)
5. James Ellroy: Blut will fließen (Ullstein)
6. Josh Bazell: Schneller als der Tod (S.Fischer)
7. David Peace: Tokio, besetzte Stadt (Liebeskind)
8. Nii Parkes: Die Spur des Bienenfressers (Unionsverlag)
9. Roger Smith: Blutiges Erwachen (Tropen bei Klett-Cotta)
10. Thomas Willmann: Das finstere Tal (Liebeskind)
Text: Alf Mayer
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