Kaneto Shindô fing in den 40er Jahren an Drehbücher zu schreiben und drehte 1951 seinen ersten eigenen Film. Bis heute schrieb er über 150 Drehbücher und führte bei fünfundvierzig Filmen Regie. Fehlendes Geld für Projekte beschaffte er mitunter, indem er auch mal bei dem einen oder anderen Softsexfilmchen im Regiestuhl saß.
Schon 1952 versuchte Shindô den Atombombenabwurf in „Die Kinder von Hiroshima“ zu verarbeiten. In „Onibaba“ setzte sich der bekennende Kommunistmit der Zeit nach den Feudalkriegen auseinander, eine Zeit, in der alles käuflich ist, aber nichts mehr Wert hat. In „The Naked Island“ von 1960 stellt er den erfüllenden Aspekt der Arbeit in den Vordergrund. Eine karge kleine Insel in Küstennähe. Mit Beginn des Films wird der Zuschauer direkt in den Arbeitsalltag einer vierköpfigen Familie geworfen, die den Großteil des Tages damit beschäftigt ist, Süßwasser vom Festland auf die Insel zu bringen um diese zu bewirtschaften. Der Lebensrhythmus wird durch die Arbeit diktiert. Obwohl die Welt um den Fels im Meer so viel einfacher geworden ist, wird Tag um Tag damit verbracht die
Pflanzen am Leben zu halten. In einer Szene stolpert die schwerbeladene Frau, verschüttet das kostbare Gut. Ihr Mann nimmt sich kurz Zeit sie zu ohrfeigen, um dann die Arbeit fortzuführen. Zwar erscheint dieses archaische Leben beschwerlich, doch keiner in der Familie beklagt sich.
Shindô verzichtet konsequent auf Worte. Die Bilder, die außergewöhliche Kameraarbeit und die musikalische Untermalung übernehmen die Aufgabe der Sprache. Es ist erstaunlich, wie die Regie dieser im ersten Moment so monotonen Szenerie soviel abgewinnen kann. Dieser sehr bemerkenswerte schwarz/weiß Film erhielt den Großen Preis auf dem Internationalen Filmfestival Moskau. In Europa wurde der Film leider nur in England auf DVD veröffenlicht.
Andre Thaetz
The Naked Island/ Hadaka no shima (Japan 1960, Regie: Kaneto Shindô)
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