Stuart Cooper dreht heute drittklassische Fernsehfilme und spielte in „Das dreckige Dutzend“ mit. Und genau dieser Stuart Cooper drehte 1975 „Overlord“ und bekam dafür den Silbernen Bären. Wie kann man das Verhältnis einer riesigen Kriegsmaschinerie zu einem einfachen Soldaten im Film darstellen? Mit Verletzten und Toten? Cooper versuchte es auf subtilere Art und Weise. Fragmentarisch wird die Geschichte eines jungen Soldaten erzählt, der aus einem kleinen idyllischen Dorf zur Armee gerufen wird, lernt sich unterzuordnen, die Liebe zu einer Frau findet und sich des Endes bewusst ist. Stuart Cooper zeigt den Krieg meist mit Hilfe von Archivmaterial. Nach eigenen Angaben verbrachte er dreitausend Stunden in Archiven und sichtete Kriegsbilder. Diese Filmcollage besteht letztendlich aus circa. 30 Prozent Archivmaterial, was aber kaum auffällt, da Kameramann John Alcott (Stanley Kubricks Hauskameramann) mit Objektiven aus den 30er Jahren filmte. Cooper schafft es mit filmischen Mitteln, wie Raffung, Verlangsamung, Subjektivem und Unschärfen das darzustellen, was einen Krieg auch ausmacht. Nicht Heldenhaftes. Cooper entglorifiziert mit „Overlord“ den Krieg in jeder Weise. Das Subjekt ordet sich dem großen Ganzen unter, hinterfragt nicht dessen Ziele, nimmt den eigenen Tod in Kauf, gibt sich in jeder Beziehung auf. Die zivile Vergangenheit verblasst in diesem Kontext immer mehr. „Overlord“ will nicht primär den Krieg hinterfragen, sondern das Ich in seiner Existenz. “Das Einzige, was mit Overlord nicht stimmt, ist, dass er anderthalb Stunden zu kurz ist.” meinte Stanley Kubrick.
Andre Thaetz
Overlord (Grossbritannien 1975, Regie: Stuart Cooper)
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