Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen (Foto Heinz-Josef Lücking)
Essay über die Katastrophe in Japan
von Ralf Bönt

Kriege wurden noch nie mit Argumenten geführt und werden längst durch Bilder entschieden. Jeder kennt zum Beispiel das rennende, nackte Mädchen aus Trang Bang, Vietnam, mit den Rauchwolken im Hintergrund, oder den südvietnamesischen General Nguyn Ngoc Loan, der den Vietcong Nguyn Van Lem in Saigon erschießt.

Am Sonntag machte auch ein Foto Karriere: Ein vielleicht drei oder fünf Jahres altes japanisches Kind steht in Anorak und mit Mütze auf dem Kopf vor einem knienden Erwachsenen, der mit Mundschutz, Kittel, Handschuhen und abgedecktem Haar den Geigerzähler auf das Kind richtet. Das Kind hat seine Hände erhoben, auf seinem Gesicht ist Angst, aber es beherrscht sich. Es ist ein Bild der Ergebung. Es werden noch viele andere Bilder der Atomkatastrophe aus Japan kommen, auch schlimmere, aber sprechend ist dieses schon jetzt.

Das Kraftwerk Fukushima steht direkt am Pazifik, nicht weit von der aktivsten aller kontinentalen Bruchkanten entfernt, dem Ring of Fire. Mit einem Tsunami war nicht gerechnet worden, aber man muss das präzisieren: Mit einem Tsunami dieser Größenordnung war nie gerechnet worden. Man konnte es nicht.

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Bild: Atomkraftwerk Grohnde in Niedersachsen (Foto Heinz-Josef Lücking)

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