Interview mit der Berliner Autorin bibo Loebnau über ihren zweiten Roman, der ab sofort als eBook im books2read-Verlag erhältlich ist.
Michael Scholten: Worum geht es in „Schorsch Clooney, die Landluft und ich”?
bibo Loebnau: Die Klatschreporterin Ina Franks braucht nach einem Hörsturz dringend Ruhe. Die findet sie in einem kleinen Brandenburger Dorf. Neben den Tücken des Landlebens trifft sie dort auf den Pop-Sänger Patrick Holmes, der ihr – unfreiwillig – zu einer neuen Skandalstory verhelfen soll. Und dann taucht auch noch George Clooney in der Dorfbäckerei auf …
Fällt es leichter, einen zweiten Roman zu schreiben als ein Romandebüt?
Der erste Roman war eindeutig leichter zu schreiben, weil ich da ganz naiv rangegangen bin und einfach des aufgeschrieben habe, was schon lange in mir schlummerte. Ich brauchte nur ein paar Notizen auf einem Zettel, dann ging’s los. Beim nächsten Buch bin ich das Ganze etwas professioneller angegangen und habe vorher ein Exposé geschrieben, in dem ich die Handlung von Anfang bis Ende in Kurzform skizziert habe. Das ist sehr hilfreich, damit man sich nicht verzettelt. Romanfiguren neigen nämlich dazu, ein Eigenleben zu entwickeln. Da bietet einem der rote Faden eine gute Stütze, damit man die Handlung nicht aus den Augen verliert, den Spannungsbogen hält und zu einem logischen Ende kommt. Trotzdem ergeben sich beim Schreiben immer wieder ungeahnte Schlenker, die dann natürlich eingebaut werden müssen.
„Zoe- Sind denn alle netten Männer schwul?!” war streckenweise autobiographisch. Wie viel bibo Loebnau steckt in der neuen Hauptfigur Ina Frinks?
Ich denke, eine Romanfigur lebt nur dann, wenn man sich als Autor mit ihr identifizieren kann. Also hat Ina sicher auch einige Eigenschaften von mir übernommen. Und da ich selber mal Klatschreporterin war und die PR für die Shows bei Sat.1 gemacht habe, weiß ich genau, worüber ich schreibe, wenn ich meine Heldin in eben diesen Jobs agieren lasse. Es hat mir besonders großes Vergnügen bereitet, auch in diesem Buch wieder selbsterlebte Geschichten unterzubringen. Die Einblicke hinter die Kulissen des Showbusiness kann man wohl nur schreiben, wenn man sie selbst erlebt hat. Allerdings habe ich die Namen und Ereignisse der teilweise haarsträubenden Storys so verfremdet, dass sich die betreffenden Stars und Sternchen hoffentlich nicht wiedererkennen.
„Schorsch Clooney, die Landluft und ich” erscheint als eBook. Welche Vorteile bietet diese digitale Form Ihnen und den Lesern?
Ich liebe Bücher und habe mich, wie bestimmt die meisten Leser, lange dagegen gewehrt, eBooks auf einem Reader zu lesen. Zuerst habe ich mir so ein Gerät nur angeschafft, um darauf meine Manuskripte in Papierqualität Korrektur lesen zu können. Es geht nämlich ganz schön ins Geld, wenn man mehrfach 300 Seiten im Copyshop ausdrucken muss, um dann darin herumzuredigieren. Doch schnell habe ich gemerkt, dass es auch sehr angenehm ist, auf einem Reader andere Bücher zu lesen. Gerade als Vielleser hat das immense Vorteile. Irgendwann quollen meine Regale von Taschenbüchern über, die ich vermutlich kein zweites Mal lesen würde, aber bei denen ich mich scheute, sie einfach wegzuwerfen.
Wie viele eBooks haben Sie aktuell auf Ihrem Reader?
Derzeit sind es ungefähr 160 Bücher, die ich alle noch lesen will. Am liebsten im Bett und im Urlaub. Und da ist es eine Frage des Gewichts. Wer jemals mit einem dicken Wälzer im Bett gekämpft hat weiß, wie mühsam das ist. Beim Reader kann ich nicht nur mit einem Fingerdruck umblättern, sondern habe auch noch gleich das Licht integriert. Auch mein Urlaubsgepäck ist dank Reader jetzt deutlich leichter. Außerdem kann ich mir bei Bedarf via WiFi auch im Ausland mal schnell ein neues Buch herunterladen, das mir eine Freundin gerade empfohlen hat. Ganz besondere Bücher kaufe ich mir natürlich immer noch ab und zu als Papierbuch und erfreue mich dann an einem schönen Einband oder einem bunten Lesebändchen. Und die kommen dann zu Hause ins Regal.
Wie haben Sie und der neue books2read-Verlag zusammengefunden?
Für mein zweites Buch habe ich mich gefragt, ob ich mich erneut an einen Verlag binden will oder das auf eigene Faust angehen soll. Aber so ganz ohne professionelle Unterstützung wollte ich mich auch nicht als Selfpublisher ans Werk machen. Da gibt es inzwischen so viele, die sich zum Schreiben berufen fühlen, dass man sie kaum noch von hauptberuflichen Autoren unterscheiden kann. Da kam mir das Angebot von books2read gerade Recht. Ein neuer Verlag, der sich ganz dem eBook verschrieben hat und dennoch äußerst professionell aufgestellt ist, weil er zu einem der weltweit größten Verlagshäuser, Harlequin Enterprises, gehört. Dort traf ich auf ein sehr motiviertes Team, das viel schneller und effizienter arbeitet, als so mancher alteingesessene Verlag, bei dem es von den ersten Gesprächen bis zur Veröffentlichung gern mal ein bis zwei Jahre dauert. Bei books2read schaffen wir das in nicht mal vier Monaten. Am 29. März ging der neue Verlag an den Start, mit acht neuen eBooks – und meines ist eins davon.
Schreibt sich ein eBook leichter als ein auf Papier gedrucktes Buch?
Für mich als Autorin ist es von Vorteil, dass es bei einem eBook völlig egal ist, ob man 200 oder 400 Seiten schreibt. Ich habe leider bei meinem ersten Buch die Erfahrung machen müssen, dass ich aus dem fertiglektorierten Text innerhalb weniger Tage 80 Seiten rausstreichen musste. Der einzige Grund war der, dass dem Verlag die Papierkosten ansonsten zu hoch gewesen wären. Es tut aber keinem Buch gut, wenn man einfach ganze Passagen streichen muss. Deshalb habe ich jetzt, nachdem ich die Rechte an meinem ersten Buch zurückbekommen habe, die Chance genutzt, die ursprüngliche, längere Fassung auf eigene Faust bei amazon zu publizieren – inklusive der zuvor fehlenden 80 Seiten!
Was enthält die 80 Seiten längere eBook-Fassung von „Zoe – Sind denn alle guten Männer schwul?!”, das im gedruckten Buch verschwiegen wurde?
Grundsätzlich sind viele der mühsam gekürzten Sätze jetzt wieder in ihrer ursprünglichen, besseren Fassung zu lesen. Außerdem fehlte ein Kapitel, in dem Zoe und ihre Freundin als Teenies in Berlin versehentlich in einen Punk-Club geraten, und die Leser erfahren in einem anderen Kapitel, was Zoe eigentlich in den 90er Jahren in Berlin so alles angestellt hat.
Wie würde „Zoe” Ihr neues Buch gefallen?
Ina und Zoe würden sich bestimmt gut verstehen. Beide sind humorvolle Powerfrauen, bei denen auch mal was schiefgeht. Aber anstatt aufzugeben, packen sie neue Herausforderungen an und meistern sie mit einem Lächeln.
Gibt es Pläne und Ideen für weitere Buchprojekte?
In meiner virtuellen Schublade im Computer liegen zwei fast fertige Manuskripte, die auf Veröffentlichung warten. Und zwei neue Buchideen habe ich auch schon…
Sie leben in Berlin. Ist Landluft besser für die Liebe als Hauptstadtluft?
Ich glaube, das kommt ganz auf die Menschen an, denen man begegnet. Und da ist ja – trotz moderner Möglichkeiten, wie der Internet-Partnersuche – immer der Zufall entscheidend. Man kann seinem Mr. Right oder seiner Mrs. Right im Urlaub am anderen Ende der Welt oder beim Bäcker um die Ecke begegnen. Man muss einfach immer offen für neue Optionen sein. Und ob man sich auf dem Lande oder in der Großstadt besser lieben kann, sollte man unbedingt im Selbstversuch testen.
Zum Schluss die Gretchenfrage: George Clooney oder Brad Pitt?
Natürlich George Clooney! Da gibt es für mich gar keine Diskussion. Der Mann sieht nicht nur unverschämt gut aus, hat entzückende Lachfältchen und macht grandiose Filme, sondern er ist auch immer wieder Single! Wer will schon mit Angelina Jolie um Brad Pitt konkurrieren? Ich hab es beim Schreiben meines Buches jedenfalls sehr genossen, George Clooney höchstpersönlich in dem kleinen Dorf auftauchen und die Bäckersfrau Simone in ihrem brandenburgischen Dialekt aufseufzen zu lassen: „Schorsch Clooney war hier!“
Warum sollten auch Männer Ihr Buch lesen?
Es kommt ein Traktor im Buch vor! Aber ganz im Ernst, diese Einteilung in Männer- und Frauenliteratur finde ich albern. In meinem Roman ist die Hauptfigur zwar eine Frau, aber ohne die Männer, denen sie begegnet, wäre es sicher langweilig. Patrick Holmes ist ein cooler Typ, mit dem sich bestimmt auch einige Männer identifizieren können. Und neben all den lustigen Verwicklungen im Buch geht es auch um ernste Themen, wie Hörsturz und Burnout-Syndrom. Und das betrifft ja auch stressgeplagte Männer.
Die Fragen stellte Michael Scholten
Im Oktober 1963 wurde bibo Loebnau in Bremen geboren. Zehn Jahre später hatte sie ihren ersten Kontakt mit der Medienwelt: Bei einer Generalprobe durfte sie dabei zugucken, wie Rudi Carrell „Am laufenden Band“ moderierte. Anschließend landete sie in der Radio-Bremen-Kantine – auf der Jagd nach einem Autogramm – auf dem Schoß von Klaus Kinski. Beides faszinierte sie, doch statt für eine Karriere im Show-Business entschied sie sich mit 14 Jahren für einen Beruf auf der anderen Seite. Im Kino sah sie den Watergate-Film „All the President’s Men“ und beschloss: „Irgendwann sitze ich auch als investigative Journalistin in einem Großraumbüro, wie bei der ‚Washington Post’!“ Zumindest das mit dem Großraumbüro sollte später klappen…
Nach dem Abitur ging sie nach Berlin und studierte Germanistik, Komparatistik, Publizistik – und das aufregende Nachtleben in der Mauerstadt der 80er Jahre. Im „Pinguin-Club“ und im legendären „Dschungel“ verbrachte sie so manchen spannenden Abend und begegnete interessanten Künstlern und Lebenskünstlern. Dass einige der Erlebnisse aus dieser Zeit später als Inspiration für ihren ersten Roman „Zoe – Sind denn alle netten Männer schwul?!“ dienen würden, ahnte sie damals noch nicht.
Stattdessen fasste sie ihr eigentliches Ziel wieder ins Auge und lernte ab 1989 in der „Journalistenschule Axel Spinger“ das journalistische Handwerk von der Pike auf. Als sie ein Kürzel für ihre ersten kurzen Zeitungsartikel suchte, entstand „bibo“ – die Kombination aus Birgit und ihrem Mädchennamen Borchert. Schnell wurde „bibo“ zu ihrem Spitznamen und Markenzeichen.
Während des Volontariats bei der Boulevardzeitung „BZ“ erlebte sie den Mauerfall und dessen Folgen hautnah als Lokalreporterin. Nach dem Ende ihrer Ausbildung holte die „Bild am Sonntag“ sie nach Hamburg. In der Unterhaltungsredaktion wühlte sie in den Niederungen des Promi-Klatsches, schrieb Kino- und TV-Kritiken und konnte große Interviews mit Stars und Sternchen führen. Doch Berlin ließ sie einfach nicht los, so zog sie schließlich zurück und nutzte ihre Promi-Kontakte in der TV-Redaktion der „BZ“. Bei ihren Dienstreisen zu „Wetten, dass…?“ lernte sie nicht nur Thomas Gottschalk, sondern auch Fred Kogel kennen.
Als neuer Geschäftsführer holte dieser sie 1996 als Pressefrau für sämtliche neuen Show-Formate zu Sat.1. Elf Jahre lang betreute sie Sendungen wie „Gottschalks Hausparty“, „Die Harald Schmidt Show“, „Darüber lacht die Welt“, „Nur die Liebe zählt“, „Ladykracher“ und „Schillerstraße“. Sie erlebte die spannende Aufbruchstimmung in dem Berliner Sender, war für Pressereisen auf Mauritius, in Kenia, Italien, Finnland, Malaysia und quer durch Deutschland unterwegs und sorgte dafür, dass „ihre“ Stars in der Presse perfekt platziert wurden.
Im Mai 2000 heiratete sie einen Bremer, den sie aber in Berlin kennen gelernt hatte, und hieß fortan Birgit Borchert-Loebnau. Doch der Spitzname „bibo“ blieb. Ende 2007 zog sie den Schlussstrich unter ihr Angestelltendasein. Sie beschloss, sich als „bibo Loebnau“ mit eigener PR-Agentur selbständig zu machen und zukünftig unter anderem ihre Freunde Hape Kerkeling und Piet Klocke in Sachen PR zu betreuen.
Doch zuvor erfüllte sie sich einen lang gehegten Wunsch: Sie schrieb ihr erstes Buch. In „Zoe – Sind denn alle netten Männer schwul?!“ ließ bibo Loebnau sich von vielen Erlebnissen, die sie in ihrer Jugend hatte, und Menschen, denen sie im Laufe der Jahre begegnet war, inspirieren. „Schorsch Clooney, die Landluft und ich“ ist bibo Loebnaus zweiter Roman. Er erschien als eBook im books2read-Verlag.
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