Die Einsamkeit

Am 14. Mai 1961 stirbt Gary Cooper, 60 Jahre alt. Kein Mann war je so einsam wie Will Kane, als Frank Miller in die Stadt kam. Es ist das Jahr, in dem John Fords Abgesang auf die Legenden erscheint, Der Mann, der Liberty Valance erschoss. Drei Jahre später, 1964, beginnt eine andere Legende, Clint Eastwood tut’s Für eine Handvoll Dollar und er scheint einsamer, als ein Mann je war. Beinahe dreißig Jahre später, 1992, wird Eastwood, die Legenden, an denen er wob, Erbarmungslos vernichten. Und wieder werden Männer einsam sein.

Gary Cooper, der vor 100 Jahren geboren wurde, hat nicht nur Zwölf Uhr Mittags geschossen, so wie Humphrey Bogart nicht nur in Casablanca. Doch ihre Unsterblichkeit gewannen sie, als Will den Bürgern von Hadleyville seinen Stern vor die Füße warf, gewannen sie, als Rick auf dem Flugplatz von Casablanca der Maschine hinterschaute, in der die Liebe seines Lebens mit einem anderem im Nebel verschwand. Männer rauchen und sind traurig. Frauen leiden und gehen in die Küche.

Es sind Szenen wie diese, Szenen der Einsamkeit, die Filme und ihre Darsteller, das Handwerk vorausgesetzt, in die Ewigkeit befördern. Gary Cooper war gewiss ein ordentlicher Schauspieler, selbst Lubitsch holte ihn für Komödien, aber ebenso gewiss war er, ob in Vera Cruz oder Marokko kein herausragender. Aber er hatte die Ausstrahlung, die ihn, wenn das Umfeld stimmte, befähigte, dieser Mann zu sein, der zu sein Männer träumen. Er war ein Mann, der dem Klischee Glaubwürdigkeit schenkte. Fred Zinnemanns High Noon galt vielen als ein Protest gegen die Kommunistenjagden McCartys. Das interessiert heute niemanden mehr. Was bleibt sind die Bilder über den Mut, einsam zu sein.

Autor: Henryk Goldberg

aus: „Am 7. Mai 1901 wurde Gary Cooper geboren“, Thüringer Allgemeine, Mai 2001


Gary Cooper starb am 13. Mai 1961