Kalter Marmor
Die Faszination dieses Gesichtes ist seine Leere. Nicht die Leere, die einfach ein Nichts ist, es ist die Leere eines edlen Papieres, handgeschöpft. Eine Projektionsfläche, offen für alles. Es hätte vielleicht nicht so sein müssen, aber nach dem Erfolgs-Muster „Der eiskalte Engel“ (1967) blieb es so. Der Mann war dieser morbide Charme, diese moribunde Schönheit. Und er liebte es.
Alain Delon, der heute 75 Jahre alt wird, hat den Ruhestand längst angetreten. Und mutmaßlich hat dies mit dem Gefühl zu tun, dass sein Gesicht, ähnlich wie das des Dorian Gray, nicht zum Altern bestimmt ist. Es darf als vollkommen offen gelten, wie dieses Gesicht, dass einst so schön und kalt wie Marmor war, in den Zeiten seiner Verwitterung eine Kamera aushielte.
Der junge Mann war mehrere Jahre als Fallschirmjäger in Indochina, das hat damals gewiss an seinem Erfolg mitgewirkt, der 1957 begann mit „Killer lassen bitten“: Der Junge wusste wirklich, was Sterben ist. „Rocco und seine Brüder“ (1960) war dann der internationale Durchbruch, es gab auch andere gute Filme wie „Der Leopard“ (1963). Doch am Ende blieb diese kalte Kunstfigur, als die er sich erfand, und die sich dem Alter schließlich verweigert. Nicht verweigert hat er sich rechtsradikalen und mafiösen Kreisen.
Als „Monsieur Klein“(1976) sucht Delon einen Doppelgänger. Und es war, als suche der Schauspieler die Antwort auf die Frage, wer er eigentlich sei.
Text: Henryk Goldberg
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