Jede Frau braucht eine beste Freundin für die ernsten Probleme des Lebens, die Männer also. Margit hat Lucie. Die beiden Frauen, als das mit den Männern sehr verworren scheint, küssen einander, sanft und zärtlich und ein wenig verlegen. Lucie, als das dann doch nicht die Lösung scheint, schneidet Margit den Rock kurz, und nickt mit Kennermiene zu den nackten Beinen. Lucie holt tief Luft, als Margit sie darum bittet auf der Straße. Denn Lucie hat einen recht expressiven Oberkörper, wenn sie Luft holt. Der Mann, Margit hat ein Auge auf ihn geworfen, besteht den Test, er dreht sich nicht um nach Lucies Brüsten, obschon das nicht einfach ist für einen Mann. So wird er Margits Dritter. Margit, das war Jutta Hoffmann, Lucie das war Barbara Dittus.
Bekannt geworden ist sie, wie Schauspieler bekannt werden, Film und Fernsehen. Anton, der Zauberer von Günther Reisch, Egon Günthers Der Dritte, an die einhundert Rollen. Schauspielerin wurde sie auf der Bühne. Wolfgang Langhoff hatte die junge Frau an das Deutsche Theater geholt, Helene Weigel später an ihr Ensemble. Hier stand sie, mit ihrer spröden Kraft, zweimal mit Schall auf der Bühne, was heißt: gegen ihn und hielt zweimal stand. Sie war die Marie im Wozeck und die Omphale in der Uraufführung des Hacks-Stückes. Barbara Dittus hat eher selten die ganz großen, die tragenden Rollen gespielt aber sie war von einer Kraft, die sie erinnerlich bleiben ließ als Bezugspunkt der Hauptrollen. Das Gesicht, mit dem sie Jutta Hoffmann küsste, wird länger leben als die Erinnerung an des Kinos nackte Leiber.
Autor: Henryk Goldberg
Text geschrieben: Juni 2001
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