Als er geboren wurde, gab es noch keinen Film als Kunst. Nun, da dieser Tag über ein Jahrhundert zurückliegt, da gibt es eine Filmgeschichte als Kunstgeschichte.
Der als Österreicher geborene Billy Wilder wird seinen Platz in der Filmgeschichte behaupten. Das Bleiberecht darin erwarben ihn zwei Ikonen des Kinos. Eines der kultischsten Film-Bilder, Marilyn überm U-Bahnschacht, der ein Männertraum, als Wind getarnt, das Kleid anhebt (Das verflixte 7. Jahr,1955), und eine der schönsten Komödien, Manche mögen’s heiß (1959) wird man ziemlich lange mögen, zumal hier der zweitberühmteste Schlußsatz eines Filmes vorkommt: Nobody is perfect.
Der Satz indessen ist anzuzweifeln, wenn die Zeugin der Anklage (1958) aufgerufen wird; manche nennen diesen Wilder den besten Hitchcock aller Zeiten. Die Spannweite von Talent und Biografie erhellt daraus, dass der Regisseur dieses amerikanischen Filmes 27 Jahre zuvor der Autor eines anderen, deutschen Filmes war, auch eines Kriminalfalls: Emil und die Detektive (1931).
Später floh der Jude aus Deutschland, noch später erfuhr er, dass seine Mutter, die Großmutter und der Stiefvater in Auschwitz starben, in der Art, in der dort gestorben wurde. Mag sein, dass sein Witz, den viele zynisch nannten, aus solcher Erfahrung wuchs. Diese Eigenart erschien manchmal, als habe man den melancholischen Sarkasmus der jüdischen Witze gekreuzt mit dem Handwerker der Gagschreiber. Und tief unten lauert das Spiel mit den verdrehten Wirklichkeiten, da lauert die fatale Aussage, es sei Wahrheit nur eine Frage der Perspektive was Die Zeugin der Anklage in Perfektion vorführt.
Eigentlich, so hatte ihn sein Humor souffliert, wollte er sterben mit 104 Jahren (es wurden nur 95, er starb 2002), im Bett einer sehr viel jüngeren Frau, erschossen vom eifersüchtigen Mann. Niemand, der es ihm nicht gönnen würde, indessen, es hätte wohl jeder Mann, der Billy Wilder im Bett der Gattin fand, den Liebhaber um ein Autogramm gebeten. Jetzt ist er da, wo er hin gehört, auf dem Olymp. Und Marilyn wird wieder nerven. Some like it hot.
Autor: Henryk Goldberg
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