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Bomben aus der Luft und bald wohl türkische Soldaten auf syrischem Boden. Und dann? Dem Einsatz in Nordsyrien fehlt das politische Konzept. 

Das mit dem schnellen, truppenschonenden Krieg aus der Luft, es funktioniert nicht. Im Nahen Osten genauso wenig wie anderswo. Doch die demokratische Öffentlichkeit findet die Idee vom Krieg ohne Bodentruppen (und ohne Friedensarbeit) seit der Invasion in Libyen so verführerisch – sie lässt sie nur ungern fallen.

Genauso wenig will sie sich die Diskussion nehmen lassen, wie sehr das von der Terrormiliz IS betriebene Köpfeabschlagen zum Islam gehöre. Die unselige Geschichte der Guillotine wird dabei ebenso selten erwähnt wie konkrete Machtkonstellationen und Versorgungsfragen vor Ort Berücksichtigung finden. Wie armselig.

Gleichzeitig wird immer wahrscheinlicher, dass die türkische Armee in die autonomen kurdischen Gebiete in Nordsyrien einmarschiert. Damit endet der Friedensprozess zwischen den Kurden und der Türkei. Es liegt nahe, dass die kurdische PKK mit Anschlägen in der Türkei antworten wird. Eine Katastrophe.

Die Alternative dazu wäre die Bewaffnung der kurdischen Kämpfer in Nordsyrien gewesen. Flankiert von massivem Druck auf den zentralen Kriegsverantwortlichen Baschar al-Assad. Doch da die Nato-Verbündeten seine mörderische Politik nie auf die Prioritätenliste gesetzt haben, fehlt ihnen bis heute jedes politisch-militärische Konzept gegen ihn. Und auch die Öffentlichkeit trägt zur grassierenden Ignoranz bei. Warum fragt sie so selten nach dem Naheliegenden? Etwa: Wie wird Baschar al-Assad auf die türkische Invasion reagieren? Oder: Was wurde ihm angeboten, damit er kooperiert?

Assad ist in dem viel diskutierten Kampf gegen IS der Elefant im Raum, über den niemand sprechen mag. Er, der täglich weiter bombardieren lässt, profitiert von der Anarchie, die Millionen von Menschen ins Exil zwingt und Hunderttausende tötet – genauso wie IS.

Bei allem Unwägbaren: Mit Baschar al-Assad an der Spitze der syrischen Diktatur wird kein Friedensprozess beginnen können und IS weiter Zulauf bekommen. Die größte durch Krieg ausgelöste humanitäre Katastrophe des 21. Jahrhunderts an der Grenze zur Türkei zeigt: Es gibt keine Alternative zu einer neu koordinierten internationalen Außenpolitik.

Denn es geht nicht allein um die Frage: Wer opfert Soldaten? Sondern vor allem: Was ist das Ziel des Einsatzes, was das flankierende politische Konzept? Kurzum: Was passiert nach dem Einsatz?

Ines Kappert, taz 06-10-2014

Illustration: © Behrouz Ramazan (auf Facebook)