Ich mag sie, unsere Frauen- und Familienministerin. Sie möchte so gern anders sein als alle ihre Vorgängerinnen und wenigstens ein bisschen Geschichte schreiben. Am Weltfrauentag, hat sie sich daher überlegt, stelle ich mich nicht hin und bete nach, was die Frauenbewegung alles erreicht hat und was noch vor „uns“ liegt. Kommt nicht infrage, das machen ja alle. Ich bleibe standhafte Männerversteherin, und am Frauentag kriegen zwei engagierte Väter 5.000 Euro. Zwei werden sich finden, das schafft mein Büro schon, das klappt. Ich übernehme die Schirmherrschaft.
Hat sie recht behalten? Ja, hat sie. Zwei Männer haben die Kinderbetreuung übernommen, ihre Frauen machen indessen Karriere. Jetzt kriegen diese Spitzenväter noch ein bisschen Taschengeld und kaufen ihrer Familie lebenslang ein Eis aus eigener Tasche. Sie sind jetzt Vorbild und werden all die Banker und Unternehmer mit ihren 50, 60, 70 Stundenwochen (oder waren es hundert?) beeindrucken.
Die Spitzenväter werden bei den Spitzenverdienern eine Sehnsucht nach dem einfachen Leben wecken, nach dem, um was es eigentlich geht, nämlich das Leben wieder mit Kinderaugen zu sehen. Alsbald werden sie das Berufsleben so umgestalten, dass keine Karriere mehr zwischen Kind und Eltern steht, alles wird gut.
Im Moment sieht es ja auch wieder ganz gut mit der Koalition aus, also dürfte uns Frau Schröder noch mindestens zwei Jahre erhalten bleiben. Womit wir beim 11. November wären. Weltweit, fast, wird an diesem Tag der Männertag begangen: in Trinidad und Tobago hat es 1999 begonnen, und inzwischen sind Jamaika, Australien, Indien, die USA, Singapur, Malta, Südafrika, Ungarn, Irland, Ghana, Kanada und Dänemark mit von Partie. Deutschland fehlt.
Aber nicht mehr lange, Frau Schröder, oder? Es wäre die Gelegenheit, an dem Gedenktag für die Benachteiligung von Männern und Jungen zwei Frauen mit sieben Kindern in Spitzenpositionen auszuzeichnen. Frau von der Leyen mögen Sie zwar nicht, aber sie kennen Sie immerhin schon. Der Rest findet sich.
Ein Kommentar von Ines Kappert, taz 08.03.2012
Bild: Dr. Kristina Schröder – Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; CC BY-SA Laurence Chaperon
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