Der Fotokünstler Wolfgang Tillmans erhält den Goslarer Kaiserring des Jahres 2018. Das gab Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk beim traditionellen Neujahrsempfang am 5. Januar 2018 in der Goslarer Kaiserpfalz bekannt. Tillmans, der in Berlin und London lebt, zähle zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern.
„Es ist“, kommentierte der Künstler seine Auszeichnung, „ein besonderes Gefühl selbst den Kaiserring verliehen zu bekommen, nachdem ich seine Geschichte in den letzten 25 Jahren mit Interesse verfolgt hatte. Ein herzlicher Dank an die Jury und an die Stadt Goslar.“
Wolfgang Tillmans wird den Kaiserring am 28. September 2018 in Goslar entgegen nehmen.
Am 16. August 1968 in Remscheid geboren und dort aufgewachsen, lebte Wolfgang Tillmams 1987-90 in Hamburg. 1990-92 Studium am „Bournemouth & Poole College of Art and Design“ (Bournemouth/England). 1992-94 Aufenthalt in London, 1994-95 in New York. Danach Rückkehr nach London.
Veröffentlichungen u.a. in den Trend-Magazinen „i-D“, „The Face“, „Interview“, „Tempo“, „Tango“, „Prinz“ und „Spex“.
„Typisch für Wolfgang Tillmans scheint seine inhaltliche Vielfalt. „Tillmans‘ Werk muss als eine Suche nach einer zeitgenössischen Version von Stillleben, Landschaft, Porträt und Körper gesehen werden.“ (Peter Weiermair) Zum Vorbild einer ganzen Fotografen-Generation wurde er vor allem dadurch, dass er Reportage, Mode und Kunst gleichsetzt und seine eigenen Fragestellungen und Bewunderungen – scheinbar unbeeinflusst vom Auftrag – völlig subjektiv verteilt.
Dabei rückte immer wieder sein naher, manchmal intimer Blick auf die eigene Generation – häufig mit gekonnt pseudo-nachlässigen Selbstdarstellungen, die die Lust der Beteiligten dabei kaum verheimlichen – sowie seine allgegenwärtige Neugier auf Gegenwart und Alltag ins Zentrum seiner fotografischen Arbeit.
Anfang der 2000er Jahre erweiterte sich jedoch seine Herangehensweise – etwa bei der Serie „Freischwimmer“ – in Richtung einer abstrakten Formsprache, aber auch als Analyse seines künstlerischen Mediums.
Seine Ausstellungs-Räume inszeniert er immer selbst. Auch dabei stellt er Gewohnheiten in Frage und sucht neue, für die Gegenwart passendere Präsentations-Formen. Statt z.B. gleichförmige Reihen unterschiedlicher Formate, statt gerahmt unter Passepartouts befestigt er seine Prints ungeschützt mit Klebestreifen direkt und „planetarisch“ angeordnet an die Wände. Er gibt dadurch aber auch dem Speziellen des Materials, egal ob dem eines kleinen Fotoabzugs oder dem eines großen Tintenstrahl-Prints, seinen eigenen, besonderen Wert.
Doch von wichtiger Bedeutung für Tillmans’ Schaffen bleibt Gedrucktes für ein breites Publikum, Publikationen und Magazin-Beiträge veröffentlicht er regelmäßig. Seit 2016 widmet er sich zudem wieder verstärkt der Musik, indem er Videos dreht, selbst Musik produziert und als DJ auftritt.
2000 wurde ihm als erstem Fotografen und nichtbritischem Künstler der „Turner Prize“ verliehen, Großbritanniens bedeutendste Auszeichnung für zeitgenössische Kunst. 2013 wurde er Mitglied der „Royal Academy of Arts“. 2015 erhielt er den „Hasselblad Award“.
In der Begründung der Kaiserring-Jury heißt es u.a.: „Wolfgang Tillmans hat bisher bereits ein dichtes, vielschichtiges Lebenswerk geschaffen, das international intensiv rezipiert worden ist. Angetrieben wurde er dabei von den großen Fragen: nach der Wahrheit (auch nach der des Bildes), nach Erkenntnisgewinn, nach der Wahrnehmung der Gestirne, nach der Dokumentation der Fülle und Flüchtigkeit des unmittelbaren Lebens, nach Schönheit, nach Freundschaft, nach Freiheit. […]
Die Kamera war ihm daneben auf seinen zahlreichen Reisen Instrument, um die Vielfalt der Erscheinungen unserer globalisierten Welt wie auch die Einzigartigkeit der Orte festzuhalten. […]
Die Analyse des Mediums der Fotografie, das Ausloten ihrer Grenzen sowie das Austarieren zwischen Poesie und Ernüchterung machen Wolfgang Tillmans zu einem der bedeutendsten Fotografen unserer Zeit.“
Hans-Jürgen Tast | www.kulleraugen-verlag.de
Bild ganz oben: Wolfgang Tillmans (Foto: Brigitte Tast)
MEHR INFORMATIONEN | www.moenchehaus.de
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