„Erfurter Flieger erzählen aus Spanien“ – „Mein erster Frontflug/Nachteinsatz gegen Cartagena“ – „Ein Erfurter fiel vor Gijón“ – „Der Heldentod des Leutnants Schwanengel“.
„Rückkehr der Erfurter Legionäre“ – „Jubelnde Begrüßung“.
Es handelt sich um eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Erfurter Luftfahrt. „Die Ausstellung“, so erklärte der Chef des Flughafens zu ihrer Eröffnung im Jahre 2015, „richtet sich vorrangig an Schulklassen und Führungen“. Und was also vermittelt diese Ausstellung den Schulklassen über die
Legion Condor?
Zum Beispiel, dass auf dem Fliegerhorst Erfurt das Kampfgeschwader General Wever stationiert war. Zum Beispiel ein Foto von der Weihe des Denkmals für General Wever am 21. 4. 1937. Zum Beispiel das Geschwaderwappen und die Ärmelstreifen für die Angehörigen des Geschwaders. Zum Beispiel die Todesanzeige von zwei verunglückten Fliegern und das Foto mit dem Gedenkstein für die verunglückten Kameraden, umgeben von Orden und Ehrenzeichen. Oder das Foto mit der Bildunterschrift: „Empfang der Soldaten des Kampfgeschwaders General Wever , die in der Legion Condor ihre ersten Kampferfahrungen machten.“
Das sind so, neben ein paar technischen Details, die Dinge, die wissenswert erscheinen über die Legion Condor. Jedenfalls aus der Sicht des Flughafens Erfurt-Weimar, dessen Leitung, das darf man unterstellen, wohl schon mal einen schnellen Blick auf diese Ausstellung geworfen hat, und sie verantwortet, auch wenn der Autor ein Erfurter Luftfahrtenthusiast ist. Ein paar andere Dinge erscheinen daneben von geringerer Bedeutung, weshalb sie auch nicht vorkommen.
Der Umstand zum Beispiel, dass die Legion Condor die Reihe der Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht eröffnete. Der Umstand zum Beispiel, dass eines der bekanntesten Werke der bildenden Kunst, Picassos „Guernica“, sich einem solchen Kriegsverbrechen verdankt. Am 26. April 1937 bombardierten und beschossen Bomber und Jagdflieger der Legion die
kleine baskische Stadt, auf der Seite Francos gegen die gewählte Republik, hier trainierten sie den später praktizierten Luftterror. Der eigentliche Sinn dieser Teilhaberschaft Nazi-Deutschlands an dem Putsch war die Erprobung von Menschen und Material für die anstehenden eigenen Kriege.
Und während wir dann in Richtung Spanien unterwegs waren, fragte ich mich, ob das Unbehagen, das mich bei der Betrachtung dieser neutralen Präsentation deutsch-spanischer Geschichte überkam, wohl überzogen ist, ob es wohl ein Ausdruck von political correctness sei.
Nein, ich denke nicht, dass man jedem Detail, wie einst im Rechenschaftsbericht der volkseigenen Brigaden, eine Einschätzung der weltpolitischen Lage voranstellen muss. Ich glaube auch nicht, dass man bei jeder Präsentation eines zwischen 1933 und 1945 gebauten Flugzeuges auf die deutschen Verbrechen in diesen Jahren verweisen muss. Ich glaube aber tatsächlich, dass man auch in einer kleinen Ausstellung die Legion Condor nicht präsentieren sollte wie, sagen wir, die Geschichte der lokalen Feuerwehr. Zum Beispiel eine Reproduktion von „Guernica“ mit einem kurzen Text dazu, zum Beispiel der Beschluss des Deutschen Bundestages, die Angehörigen der Legion Condor als nicht geeignet zur Traditionsbildung der Bundeswehr zu erklären, zum Beispiel die Entschuldigung von Bundespräsident Roman Herzog für die Verbrechen Deutschlands in Spanien.
Und dann könnte man immer noch die Flugzeuge und Ehrenzeichen und Kameraden der Legion zeigen, da sie nun einmal zur Geschichte der Luftfahrt in Erfurt gehören. Sie nehmen zwei der sechs Vitrinen ein, ein Drittel. Natürlich kommen auch die Zivilluftfahrt vor, die Lufthansa und die Interflug, Modelle und Plakate, das Luftschiff, das 1990 in Erfurt, DDR startete und einige Wochen später in Erfurt, BRD, landete. Diese Ausstellung ist ein hübscher kleiner Zeitvertreib beim Warten auf den Ferienflieger. Und ich würde noch etwas fröhlicher auf die Insel fliegen, wenn mir meine Heimatstadt die Legion Condor anders präsentieren würde.
Henryk Goldberg
TA 16-01-2017
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