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© Dargaud 2012, by Kichka

 

DER HOLOCAUST IM COMIC – EINE PREKÄRE BEZIEHUNG

Notizen anlässlich der deutschen Ausgabe von Michel Kichkas „Zweite Generation“

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Cover Egmont Graphic Novel

In der Zeit vor Art Spiegelmans Meisterstück „Maus“, das 1989 zum ersten Mal in Deutschland herauskam, schien es mehr oder weniger unmöglich, die Form des Comic Strip, wennzwar längst als eigenständige Kunstform anerkannt, zu wählen, um angemessen vom Weltkrieg, vom Faschismus und vor allem von den Massenmorden des nationalsozialistischen Deutschland an den Juden zu erzählen. Das mochte unter anderem mit drei ausgesprochen zweifelhaften Bilderfabrikationen zu tun haben: Die propagandistische Produktion der amerikanischen Comic-Industrie während und nach dem Krieg, in der, so seltsam es klingen mag, der Hitlerismus und seine Untaten noch verharmlost bzw. entwirklicht werden mussten, um den Glanz der einfachen G.I. Joes ebenso wie den der mythischen Superhelden hervorzuheben (Captain America und Superman ließen schon damals Adolf Hitler als jämmerlichen Popanz erscheinen). Das Genre der heroischen Kriegs-Comics, das nicht nur in den USA, sondern auch in Italien und Großbritannien als Massenproduktion bis in die 1970er Jahre hinein enorme Popularität genoss und eine machistisch-technizistische Gegenwelt entwarf, die selber von nationalistischen und militaristischen Phantasmen nicht vollkommen frei war. Und schließlich die Nazisploitation (in der Hitler und die SS gern als besonders funkelnde Bösewicht erscheinen, wie etwa als wahre Ausgeburten der Hölle in einem „Thor“- Abenteuer, oder als Schreckbild von Terrorherrschaft wie in der legendären „Star Trek“-Folge, die in Deutschland nicht ausgestrahlt wurde), allem voran die Nazi-Pornos, die (wie man in dem Dokumentarfilm über die „Stalags“ von Ari Libsker nachverfolgen kann) ausgerechnet in Israel besonders gefragt waren. Gewiss gab es stets auch andere Versuche, im Medium mit dem Thema umzugehen, satirische Verfremdungen (auch unser Freund Spirou geriet einmal nach „Pretzelburg“ und in die Fänge eines mehr oder weniger deutlich als faschistisches Deutschland zu identifizierenden Regimes, das es mit Individualität und Menschlichkeit zu besiegen galt), zornige Underground-Attacken (Der Nazi-Man, 1972) oder ehrbar didaktische Versuche wie „Hitler“ von Friedemann Bedürftig und Dieter Kalenbach (1995). Über den Wahnsinn der Hitler-Kulte half uns schließlich Walter Moers’ „Adolf – Äch bin wieder da!“ (2007).

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