Minderheitenprogramm
Die meisten Kolleginnen und Kollegen kennen das: Wenn sie einen Artikel geschrieben haben, der einerseits ein wenig tiefer in die Analyse einsteigt, als es die Mainstreammedien gemeinhin tun, und wenn dabei andererseits das eine oder andere Kontroverse zutage gebracht wurde, wobei Nebensätze und seltenere Worte eine gewisse, nicht allein stilistische Rolle spielen können, dann halten sich jene Reaktionen, die einfach »anderer Meinung« sind, in engen Grenzen. Dafür kommen von allen Seiten Anwürfe über das »Abgehobene «, das »Intellektuelle«, das »Elitäre« und so weiter, und bald darf auch das Ideogramm vom »Alt-68er« nicht fehlen, den man sich natürlich nicht anders denn als Besserwisser vorstellen kann. Natürlich würde man bei manchen dieser Reaktionen, deren Urheber den Namen Shit-Stürmer vielleicht nicht zu Unrecht bekommen, gerne zurückblaffen: Wenn du so doof bist, dann mach nicht noch ein Theater draus. Geh einfach heim, und google dir einen. Aber es ist natürlich komplizierter.
In der Zeit, als ich denken und arbeiten lernte, waren Bildung, Wissen, Kultur, Kunst und all das Zeug in der BRD noch ein Privileg einer Klasse, der ich aus einer biographischen Gemengelage und aus Überzeugung nicht angehören konnte. Auf dem direkten Wege war all das nicht zu bekommen, weil es einerseits dieser Klasse ökonomisch und politisch gehörte (weder ein Theaterbesuch noch der Erwerb eines Hardcover-Buches war in ökonomischer Reichweite) und weil es andererseits die Vermittler, die Lehrer zum Beispiel oder auch, ganz direkt, das Wachpersonal von Museen, darauf abgesehen hatten, uns von diesen Schätzen der Kultur fernzuhalten beziehungsweise eine unterwürfige Haltung ihnen gegenüber abzuverlangen. Man musste damals Deutschland verlassen, um einen entspannten, frechen, demokratischen Umgang mit Kunst und Kultur zu erfahren.
Bildung, Wissen, Kultur, ein Denken in Sätzen, die länger als drei Zeilen sein konnten, ein Denken, das überraschende Bezugspunkte in ebenjener Kultur fand, die einem vorenthalten werden sollte, das alles hatte man nicht und bekam es nicht, man musste es sich erobern. Nicht nur individuell, sondern auch kollektiv. Es war ein linkes Projekt. Ein Linker, der aus dem Bürgertum kam, musste sich entscheiden, ob er mit Kunst, Kritik und Kultur die eigene Klasse, die Bourgeoisie, vor den Kopf stoßen wollte, oder ob er Kunst, Kritik und Kultur »entbürgerlichen«, zur Sache des Proletariats machen wollte. Welchen Proletariats? Ein Linker, der aus dem sogenannten Arbeitermilieu kam, musste sich entscheiden, ob er sich etwas von der bürgerlich-intellektuellen Kunst, Kritik und Kultur aneignen wollte (was für ihn schwerer war als für den bürgerlichen Typen mit der Bibliothek daheim und dem Studienplatz) oder ob er seinen Klassenstolz gerade gegen diesen Diskurszirkus richten sollte, der noch soviel von Solidarität schwafeln konnte und dennoch elitär und klassistisch bleiben musste. Um wie viel schwerer waren solche Entscheidungen für die vielen Menschen dazwischen. So entstand der Traum von einer Kultur, die die Biografien nicht trennte, sondern die Interessen einte. (Wenn dabei ein bisschen Alkohol ins Spiel kam, war’s auch recht.)
Es ist ein fataler Mythos, dass »die Intellektuellen« im Allgemeinen und die »Linksintellektuellen« im besonderen samt und sonders Kinder von Besitz- und Bildungsbürgern sind. Da gibt es auch Kinder von Bauern, Arbeitern, Kleinstbürgern, Migranten und biografischem Kuddelmuddel unterschiedlichster Art. »Das Bürgerliche« erzeugte sich in vielen erst durch die Eroberung der Kunst, Kultur und Kritik selber. Es entstand durch Negation eine Verdoppelung der Entfremdung, die man gerade überwinden wollte.
Es war auf jeden Fall ein linkes Projekt, Kunst, Kritik und Kultur ökonomisch-politisch, aber auch semantisch und praktisch so zu verändern, dass sie allen gehören würden. Dazu kann man weder Hegel-Texte in kurze Aussagesätze cracken noch Picassos Kubismus graderücken, weder Adorno den adornitischen Stil austreiben noch den Mann ohne Eigenschaften zusammenstreichen. Vielmehr müssten Sehen, Denken, Lesen und Debattieren zu einer gemeinsamen Anstrengung und zu einem gemeinsamen Vergnügen werden. Wenn ich etwas weiß, nach einem mehrfach gebrochenen Lebenslauf durch Klassen, Kulturen und Länder, dann dies: Die Trennung zwischen den Gebildeten und den Ungebildeten, zwischen den »Intellektuellen« und »uns normalen Menschen« (wie es immer so schön in antiintellektuellen Reaktionen heißt), hat nicht das Geringste mit Klugheit und Dummheit zu tun. Und nur am Rande mit Codes, die es zu knacken gilt. Sehr viel dagegen mit Ideologie. Von der Bequemlichkeit, also der Blödheit, auf allen Seiten abgesehen.
Linke Kultur also war das Projekt eines gemeinsamen oppositionellen Diskurs- und Bildraumes. Das Bewusstsein, dass der Eintritt für einige mit mehr Mühen als für die anderen verbunden war, traf sich mit einer Hoffnung auf Solidarität: Hier konnte verrückt, kompliziert, eigensinnig, verschwurbelt und, was ist dagegen zu sagen: abgehoben gedacht und geträumt werden. Aber weder hegemonial noch hierarchisch, weder exklusiv noch distinguierend, weder besserwisserisch noch geheimwissenschaftlich. Jeder Gedanke hat die gleichen Rechte und Pflichten. Niemand muss Angst haben, keiner wird eingeschüchtert, jede wird gehört. Die Aufgabe dieses Diskursraumes der Linken bestand in einer Transformation (einer dialektischen Bewahrung und Kritik) der bürgerlichen Kultur. Hey, und wir hatten unseren Spaß dabei.
Dann gab es, mit den achtziger Jahren in zunehmender Vehemenz, eine rechte Reaktion auf diesen (zugegeben: noch sehr rudimentären, widersprüchlichen, brüchigen) gemeinsamen Diskursraum. Ihr Kernstück lautet: Kunst, Kultur und Kritik, insbesondere wenn sie kommunistisch, queerfeministisch, anarchistisch vergiftet sind, drücken vor allem Überheblichkeit der linken Intellektuellen aus, die in Wahrheit nur privilegierte, unseriöse und verwöhnte Kinder der Bourgeoisie sind. »Das Volk«, nicht wahr, denkt anders (»unverdorbener«) als diese abtrünnigen Kinder der Nase-in-die-Luft. Merkt ihr nichts? Die verarschen euch, die verachten euch. Die machen extra so Filme wie Godard, damit ihr euch dumm vorkommt! Es waren Stimmen von rechts, die dem utopisch-offenen linken Diskursraum (der gewaltige Macken hatte, logisch) die Idee der klassistischen Spaltung einflüsterten. Dass einer, der studiert, und einer, der arbeitet, nicht dieselben Bücher lesen, nicht dieselben Bilder sehen, nicht dieselbe Sprache sprechen könnten. Diese Vorstellung verbreitete sich von rechts in die Mainstreammedien, sie wurde eine Leiterzählung des rechten Rollback. Sie sank in die Kultur selber ein, sie wurde von der Einflüsterung zum Gemeinplatz und von da zur Geschichte. Meine Geschichte war das nicht.
Es entstand auf diese Weise die Erzählung von einer studentisch-bürgerlichen Linken, die eine authentische Arbeiterlinke nicht nur verfehlen musste, sondern sie sogar durch ihr provokantes, libertäres und elitäres Auftreten nach rechts drängte. Schließlich sind »die 68er« auch daran schuld, dass wir jetzt so viele Nazis im Lande haben. Die Verbürgerlichung des Proletariats, die in dieser Erzählung eine wichtige Rolle spielt, musste sich an der antibürgerlichen Geste der Studentenrevolte brechen, die im übrigen ohnehin nur auf einen Umbau der eigenen sexuellen, beruflichen und akademischen Lebenswelten hinauswollte. Schau sie dir doch an, wo sie später standen. Ein paar von ihnen jedenfalls.
Diese Erzählung unterschlägt indessen, dass die Trennung zwischen der alten und der neuen Linken in Europa (im Süden war die alte Linke ungleich stärker als in der BRD) eben auch durch Propaganda von rechts erzeugt wurde (von der Verspießerung von Teilen dieser alten Linken wollen wir jetzt gar nicht reden). Gerade wir im Dazwischen, weder Prolet noch Bourgeois, weder privilegiert noch entrechtet, sondern vor allem: unterwegs, empfanden diesen Diskurs der Entfremdung besonders heftig. Die Kultur, die Kunst, die Kritik, die uns einigen sollte, war nun zum Instrument der Spaltung geworden. Es genügte der Hinweis, etwas sei »intellektuell abgehoben«, »typisch studentisch« (auch wenn man eine Universität nur von außen gesehen hatte), »neunmalklug«, »theorielastig«, um es diskursiv mausetot zu machen. Wer nicht sogleich eine »Lösung« parat hat, der hat »vom Leben keine Ahnung«; wer Freude an der Sprache zeigt, ist »selbstverliebt« (diese Bewohner postmarxistischer Elfenbeintürme sind dermaßen narzisstisch, dass sie dauernd was veröffentlichen müssen, bloß damit sie sich selber bewundern können). Kurzum: Die Pose der klassistisch-kulturellen Kränkung durch den viel zu »intellektuellen« Text (zum Beispiel) erzeugt ein Feindbild. Eine Karikatur, ein Propagandabild, das durch die pure Verallgemeinerung ganz und gar »realistisch« selbst jenen erscheint, die nie ein Exemplar dieser sonderbaren Gattung zu Gesicht bekommen haben.
Unglücklicherweise fielen auch immer mehr Linke auf dieses Konstrukt einer klassistischen Kränkung herein. Der zunächst von rechts inszenierte Antiintellektualismus (der hierzulande seine eigene Geschichte hat) verbreitete sich wie eine Krankheit. Der Diskursraum linker Kritik, Kunst und Kultur wurde zur Quarantänestation. Wer nicht in der einfachen Sprache (des »Volkes«? Nein, der Medien!) sprach, hatte das Recht auf Gehör verwirkt. Die Anstrengung, Kunst, Kultur und Kritik zu erobern, geriet in den Rang einer unverschämten Zumutung. Wer sich blöd stellt angesichts von Gedanken, die mehr und anders sind als die medial vertrauten, darf dagegen mit breiterer Zustimmung rechnen. Der Arbeiter, der nach dem Kapital auch noch die Kritik der reinen Vernunft lesen wollte, sollte undenkbar werden, der Student, die Studentin, die es mit ihm gemeinsam (beide in Demut und Stolz verbunden) tun, ebenso. Groß denken dürfen nur die Kapitalisten; wir dagegen, wir richten uns in kleinem Denken ein, und je kleiner das Denken, desto erfolgreicher ist es auf dem neuen Kulturmarkt, der für das »Intellektuelle« nicht einmal mehr ein Hinterzimmer reserviert. Für uns sind die Kolumnen aus dem lustigen Alltagsleben gedacht. Jetzt treffen wir uns nicht mehr auf dem Zauberberg, sondern im Dschungelcamp.
Ökonomisch gesagt: Der Markt der Texte, Bilder und Ideen wandelte sich vom Angebot zur Nachfrage. Es geht im Kern, genauso wie im Supermarkt, in der Diamantenmine und im Sweat Shop, darum, die menschliche Arbeitskraft zu entwerten. Autoren müssen zurechtgestutzt werden, damit sie ihre Ansprüche niedriger hängen. Ökonomisch gesehen bedeutet Antiintellektualismus die Forderung nach dem Billigerwerden der kulturellen Arbeitskraft. Ausgerechnet also zu einer Zeit, da die primären Produzenten der Kultur nun wirklich jedes Privileg verloren haben (von ein paar medial gekürten Hofnarren abgesehen), hält ihnen die unzufriedene Kundschaft genau dies vor: privilegiert und elitär im Meer der Kommunikationen zu schippern (weil man sich den Luxus von Grammatik und Rechtschreibung leistet?). Als rechtes indirektes Ideologem gestartet, von der Linken in üblicher Manier zur eigenen Auflösung übernommen, wandeln sich die Floskeln des Antiintellektualismus zu Posen des forcierten Konsumismus.
Die vom Antiintellektualismus geforderte Sprache ist alles andere als die Sprache der Leute, der Straße, die Sprache, wie sie gewachsen ist, es ist die Sprache der Fußballkommentare, der Werbung, der Wahlkämpfe. Der Antiintellektualismus fordert vorderhand den linguistischen und diskursiven, den poetischen und theoretischen Kompromiss (mehr noch: die Unterwerfung). Dahinter aber fordert er den sozialen und den politischen Kompromiss (mehr noch: die Unterwerfung). Der Antiintellektualismus begeht seinen größten Verrat nicht an den Intellektuellen, sondern an den Menschen, die er glaubt, vertreten zu dürfen. Er hat nicht mein Selbst-Bewusstsein in Frage gestellt (da beißt er sich die Zähne aus), aber er hat ein paar zärtlich solidarische Beziehungen zerstört, und das ist Grund genug, ihn aus tiefster Seele zu hassen.
Der von rechts initiierte, von links adaptierte und kapitalistisch-konsumistisch aufgeblasene Antiintellektualismus hat ein Vakuum erzeugt, eine Unfähigkeit, Gedanken zu formulieren und zu kommunizieren, ohne in die Entfremdungsfallen zu tappen, die mittlerweile zum Massenkonsum gehören. Geteilter Antiintellektualismus lässt einen sich gut fühlen, wenn auch nur für den Moment. Man braucht, wie von einer Droge, immer mehr davon, um sich weiter gut zu fühlen. Aber in dieses Vakuum konnte längst ein rechtes »Denken « eindringen. Die Rechtsintellektuellen, so etwas gibt es, konnten sogar das Elitäre in ihrem Denken wiederum ihrer Klientel plausibel machen. Denn es verspricht Ordnung, wo der linke Diskursraum doch nur Unerlaubtes und Unordnung brachte. Rechts scheint all das wieder positiv besetzt, was von links als Kränkung empfunden wurde: verblasene, anmaßende, bildungshuberische Sprache, Pseudoakademismus, Abgehobenheit und Weltfremdheit. Wieder einmal hat die Rechte mit genau dem Erfolg, was sie der Linken entwand. Der Rechtsintellektuelle (der sich natürlich nicht so nennen lassen mag) verspricht, den Diskursraum genau so zu besetzen: hegemonial, hierarchisch, antidemokratisch, elitär, privilegiert. Man applaudiert ihm. Er ist kein Störenfried, sondern ein Star. Man muss ihn nicht verstehen, um ihn zu verehren. Das haben diese törichten Linken nie erkannt.
Nun gilt es mitnichten, eine Opferrolle zu konstruieren. Die »Linksintellektuellen« in Deutschland haben nach Kräften selbst zu ihrem Niedergang beigetragen. Zu bedenken ist vielmehr: So wie die kleinen Unterschiede, die klassistischen Distinktionsgewinne durch Kunst und Kultur, weder naturgegeben noch individuell erarbeitet sind, so sind auch Antiintellektualismus, kulturelle Kränkungsposen und in Folge kulturelle Ignoranz anstelle Aneignungsbemühungen weder naturgegeben noch individuell entschieden. Beides wird vielmehr gesellschaftlich erzeugt. Es genügt festzustellen, wem eigentlich beides, die klassistische Distinktion auf der einen und die kulturelle (und kritische!) Ignoranz auf der anderen Seite, nutzt, um zu erkennen, dass es sich um die beiden Seiten ein und derselben Sache handelt. Nämlich um die Verhinderung eines kulturellen »Überspringens«, die Verhinderung eines linken Diskursraumes. Auf dass uns kein Kind mehr in einen Godard-Film geht, absolut nichts versteht, außer einem: dass alles auch ganz anders sein kann. Dass die Regeln, an die man sich halten soll, von irgend jemandem gemacht werden und von irgend jemandem gebrochen werden können. Es ist nicht das Kind, es ist der Feuilletonist, der behauptet, das sei schwierig, das brauche viel, viel Wissen, das sei nichts für uns normale Menschen. Haben die Menschen einst in den Malereien der Renaissance und des Manierismus alle Anspielungen verstanden? Nein, sie haben nur verstanden, dass etwas anders werden kann, dass man anders sehen kann. Wer das diskursive (das von Schulen und Medien vorgeschriebene) »Verstehen« von Texten, Bildern, Filmen zur obersten Instanz macht, der vertritt Macht und Kontrolle, wo Freiheit und Möglichkeit sein könnten. Es geht um das größte aller rechten Projekte: die Vernichtung von Neugier, Interesse und Zweifel. Oder – soll ich noch pathetischer werden? – von Liebe.
Der Shitstorm gegenüber dem Intellektuellen, dem Abgehobenen und dem Unverständlichen will durch die Pose der Kränkung (So, so, dein Text will also mir »normalem Menschen« den Zutritt verwehren, indem er sich wichtig macht, aufplustert und trickst!) seinerseits kränken: der elende Schmierfink, der sich was Bessres dünkt und dabei noch nackter ist als der Kaiser, dem halt nur einer der braven Bürger, gewiss ein »Wird-man-doch-noch-sagen-dürfen«-Bürger, vorhält, dass seine schönen Kleider bloß Einbildung sind.
Ob solche Kränkungen noch viel auslösen, sei dahingestellt, man hat sich an die immer gleichen Floskeln gewöhnt, die jeweils nächste antiintellektuelle Schmähung ist lästig, aber unvermeidbar wie die Fliege am Fensterbrett. Aber sie lähmen entschieden den Diskurs, indem sie vom Gedanken selbst (er mag »unbequem« sein) auf die Legitimation seiner Form und seiner Urheber ablenken. Da der oder die es so oder so nicht sagen dürfen, ist die Auseinandersetzung mit dem, was sie sagen, unerheblich geworden. Durch die Form gekränkt, darf sich der falsch adressierte Leser behaglich zurückziehen und es sich in seiner Ignoranz weiterhin bequem machen. Unnütz zu sagen, dass im Internet schon etliche Profis dieser rechten Kränkungspropaganda unterwegs sind, und ebenfalls unnütz zu sagen, dass sie immer Applaus von, nun ja, Linken bekommen.
Indem man linke Kunst, Kultur und Kritik in die Minderheit drängt, scheint sich das Elitäre gleichsam als selbsterfüllende Prophezeiung zu realisieren. Muss man nicht schon, wie es Pasolini einst formulierte, absurderweise »aristokratisch« werden, um kein Teil der kapitalistischen Kulturindustrie zu werden? Aber wir sind ein zähes kleines Grüppchen: Auch als Minderheitenprogramm sind Kunst, Kultur und Kritik eine spannende Angelegenheit. Und es gibt genügend Leute, die sie verdammt gut gebrauchen können. Also verpisst euch, antiintellektuelle Propagandisten!
Georg Seeßlen
Text zuerst erschienen in konkret 10/2014
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