BLUE

Well, it’s one for the money,
Two for the show,

Three to get ready,
Now go, cat, go.

Okay, machen wir. Allerdings:

But don’t you step on my 
blue suede shoes. 


Auf blaue Wildlederschuhe kann man entweder aus Versehen treten, beim Tanzen, zum Beispiel. Oder man macht es mit Absicht, und dann gibt’s wirklich Ärger.

You can do anything but lay off of my 
blue suede shoes.

Der Song geht auf eine Begebenheit im nicht unaufgeregten Leben von Johnny Cash zurück, und zwar auf eine Episode seiner Stationierung als Soldat im deutschen Landsberg. Dort soll er einen Offizier namens O.V. White gehabt haben, der so eitel war, dass er beständig nach seinem Aussehen fragt. „Just don’t step on my blue suede shoes“, war die Floskel, mit der er sich zu verabschieden pflegte, halb ironisch, halb drohend. Das war schon eine sonderbare Mischung aus Soldatentum und Geckenhaftigkeit. Nachdem Johnny Cash diese Geschichte seinem Freund Carl Perkins erzählt hatte, war der besonders empfänglich geworden für alles, was blaue Wildlederschuhe anbelangt. Eines Tages sah er auf dem Tanzparkett ein Paar, das dadurch auffiel, dass der Mann seine Partnerin mit allerlei Verrenkungen und sonderbaren Schritten auf Distanz halten wollte. Und dann sah er den Grund: Der Kerl hatte furchtbare Angst um seine blauen Velourslederschuhe. Wahr oder nicht: Das ist der Stoff, aus dem Rock’n’Roll-Songs werden. Bei Elvis Presley waren dann die blue suede shows schon keine Geschichte mehr. Sie waren Programm.

Well, you can knock me down,
Step in my face,

Slander my name
All over the place. 


Do anything that you want to do, but uh-uh,
Honey, lay off of my shoes.

Kann man sich tatsächlich einen Mann vorstellen, der es lieber hat, dass man ihm ins Gesicht als auf seine blauen Wildlederschuhe tritt? Und mal im Ernst: Blaue Vleourslederschuhe gehören gewiss zum Geschmacklosesten was es gibt. Getoppt höchsten von einer Schlangenhautjacke. Sie war für Sailor in David Lynchs „Wild at Heart“ der Ausdruck seiner Unabhängigkeit. Übrigens wurde Sailor tatsächlich ins Gesicht getreten.

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Nicolas Cage als Sailor in Wild At Heart
(USA 1990 © Universal Pictures Germany)

Das Zeichen der blauen Wildlederschuhe ist bedeutender als der Name. Eine Verleumdung kann dem Träger blauer Wildlederschuhe offensichtlich nichts anhaben. Denn nirgendwo anders liegt die tiefe Wahrheit über ihn als in seinem Schuhwerk. Es ist zugleich Zeichen und Werkzeug der Bewegung, und es setzt sich paradoxerweise – Michel Foucault, do you hear me? – genau in dem am meisten aus, wofür es gemacht wurde. Beim Tanzen. Oder überhaupt, beim Gebrauch. Wenn man so etwas hat wie blaue Velourslederschuhe, dann ist vorhersehbar, dass der Rest des Tages (oder des Lebens) in der Sorge um sie besteht. Genau dies ist das Wesen des Mythos.

Suede ist so etwas wie die perfekte Vereinigung des Widersprüchlichen: Dandytum und Ghettokid; Regression und Aggression, Empfindsamkeit und Barbarei. Ein Fetisch, der so personalisiert ist, dass man von Einzigartigkeit sprechen kann. Ein Gott des Tanzes und des Kampfes ist in ein Material gefahren. Dieses Material drückt zugleich aus, dass es die „Natur“ des getöteten Tieres nicht verleugnen will, und in seiner Bearbeitung drückt es aus, wie viel an „Kultur“ der Mensch darein investiert hat. Es überträgt zweifellos Eigenschaften der weiblichen Mode auf den männlichen Träger, der freilich diese weiblichen (und kindlichen) Eigenschaften wiederum so offensiv vertritt, dass an seiner Männlichkeit kein Zweifel besteht. Er zieht sich zurück in seinen Fetisch, droht aber dem Rest der Welt für den Fall einer Übertretung des selbst geschaffenen Tabu. Womit bleibt indes offen.

Don’t you step on my 
blue suede shoes.

You can do anything but lay off of my 
Blue suede shoes.


You can burn my house,
Steal my car,

Drink my liquor
From my old fruitjar. 


Do anything that you want to do, 
but uh-uh,
Honey, lay off of my shoes.

Gewiss leichter zu verstehen als die Bereitschaft, sich einen Tritt ins Gesicht einzuhandeln, ist die, sich von materiellen Gütern wie einem Haus oder einem Auto zu trennen (obwohl letzters natürlich für einen Rock’n’Roller selber erhebliches Fetisch-Potential aufweist), ja sogar auf den (verborgenen) Schnaps ist man zu verzichten bereit. Wenn es nur nicht den kleinsten Flecken auf dem Veloursleder gibt.

Don’t you step on my 
Blue suede shoes. 
You can do anything 
but lay off of my 
Blue suede shoes.

Jesus Christus. Ob in blauen Velourslederschuhen die Erlösung steckt? Eher nicht.

SUEDE

Wer die Welt begreifen will – und tun wir das nicht alle? – der versucht zunächst sie in Gegensätze zu sortieren: Das Helle und das Dunkle, das Kalte und das Warme, das Rohe und das Gekochte, das Rauhe und das Glatte. Man macht da so seine Erfahrungen, und die Alten geben einem die Begriffe dafür. Im nächsten Schritt werden Abstufungen vorgenommen, ein bisschen warm und erträglich kalt, halbgar und zwielichtig. Uns fällt auf, dass wir die Zustände in diesem Dazwischen nicht besonders mögen. Andrerseits üben sie einen ungeheuren Reiz aus. Beides, Furcht wie Faszination, geht dann in der Quantifikation wieder verloren. Zahlen, Maße, Einheiten übernehmen die Führung der Wahrnehmung. Allerdings verlieren sie wiederum ihre Verlässlichkeit, wenn man die Gegensatzpaare zu Dreiecken aus weitet: Das Rohe. Das Gekochte. Und das „Verdorbene“. Oder: Rau. Glatt. Gerichtet. Wenn man über eine glatte Fläche streicht, gleitet die Hand widerstandslos über das Material. Wenn man über eine raue Fläche streicht, fühlt man konstante oder variable Sensationen. Suede ist ein Zustand nicht allein zwischen den beiden Zuständen rau und glatt, sondern auch jenseits davon. Jede Richtungsänderung der Bewegung verändert die Wahrnehmung. Und im Gegensatz zum echten Rauen und zum echten Glatten hinterlässt jede Bewegung auf dem Material, und geschehe sie noch so behutsam und zärtlich, auf ihm Spuren. Etwas wie Velours kann man gewissermaßen nicht „heimlich“ anfassen. (Die Angst vor dem Tritt auf die blauen Wildlederschuhe ist daher mehr als begründet: die Spuren sind schlimmer als die eines Trittes ins Gesicht!)

Suede ist ein Zustand nicht allein zwischen

den beiden Zuständen rau und glatt, sondern auch jenseits davon.

Umgekehrt haben die verschiedensten Formen der Berührung unterschiedliche Empfindungen zur Folge. Wer Velours anfasst, „prüft“ nicht allein das Material, sondern begibt sich in einen Dialog mit ihm. Man könnte wohl sagen: Auch der Grundwiderspruch zwischen dem Lebenden und dem Toten sei erweitert (oder, weniger dramatisch gesagt, zwischen dem Organischen und dem Anorganischen); es ist ein Material, von dem man, gelegentlich zu achtlos, behaupten kann, dass es „lebt“.  Tatsächlich erfüllt das Velourshafte – denn als solchen könnten wir nun die Empfindung eines spezifischen Materials verallgemeinern – sowohl Kriterien des Toten (es vermehrt sich nicht, und die Interaktion mit dem Körper des Trägers als „Stoffwechsel“ zu bezeichnen mag uns dann doch widerstreben) als auch de Lebenden (eine Reaktion auf die Umwelt, eine „natürliche“ Alterung etc.).

Velours (wir werden darauf zurückkommen) erweitert auch das Gegensatzpaar von Innen und Außen. Auf einer ersten Ebene könnte man von einer schlichten Umkehrung sprechen; und anders als das Raue und das Glatte, wenn auch auf sehr verschiedene Weise, weist das Veloursartige die Welt (mitsamt ihren schädlichen Anteilen) nicht einfach ab, sondern lädt sie in gewisser Weise sogar ein. (Diese Verletzlichkeit des Materials überträgt dem Träger wiederum eine enorme Verantwortung, womit wir wieder bei unseren verdammten blauen Wildlederschuhen wären.) Das Veloursartige behauptet, dass der Unterschied zwischen Innen und Außen eine Illusion ist. Natürlich ist das auch eine hochgradig sexuelle Angelegenheit. Das Material stülpt auch das Geschlechtliche nach außen (wenn nicht gar das Geschlecht), und daher ist es nicht verwunderlich, dass man Velours mit einer gewissen Art von Erotik in Zusammenhang bringt, die sich der „Natur“ eher zuwendet (im Gegensatz, sagen wir zu Latex oder schwarzem Nappaleder, was so sehr Inszenierung und Künstlichkeit betont).

Das Veloursartige hat auch eine besondere Beziehung zu Farben. Da es sich ursprünglich um eine Art Innenleben von rauer oder glatter HAUT handelt, hat es von Natur aus eine jener Unfarben, die uns zugleich vage und verdächtig erscheinen. (Immer sind da Appetit und Ekel sehr nahe beieinander.) Aufgetragene Farben, wir kennen das von Tierfellmalerei, haben allerdings die Tendenz, sich an dieser Unfarbe zu infizieren. Das Suede-hafte verbietet es der Farbe, zum „Signal“ zu werden. Und im Velours ist es nahezu unmöglich, eine „klare Linie“ zu ziehen. (So ist, zu allem Überfluss, der Versuch, sich durch blaue Wildlederschuhe zum eigenen Erlöser zu machen, schon von der Farbgebung her zum Scheitern verurteilt. Dies blau kann nicht von Dauer sein, es velourt sich in vage Himmel, und der Schuh, der nicht betreten darf, tut sich immer schwerer damit, dieses Verbot auch auszudrücken.)

Suede ist unklar und unscharf, dafür überreich und mehrdeutig. Deswegen können wir verstehen, dass es einen wiederum einigermaßen scharfen Gegensatz zwischen jenen gibt, die das Velourshafte zu schätzen wissen, und jenen, die es als Angriff auf die Ordnung der Welt verstehen. Denn es widerspricht dem klassischen „Arbeiten“ des Menschen, der die organische Welt in „tote Dinge“ verwandeln muss. Das Velourshafte ist nicht ein „Steckenbleiben“ bei diesem Vorgang (das wiederum die Fetischisierung zur Folge haben muss), es ist auch eine Erinnerung an das Lebende: Suede will nicht verleugnen, dass einst Natur war, wo jetzt Kultur ist, oder dass einst Leben war wo jetzt Objekt ist.

So ist zweifellos das Velourshafte nicht nur sexuell sondern auch religiöse besetzt. Wer ist es, der da in die Haut des anderen schlüpft? Wie Sailors Schlangelederhautjacke so sind auch die blauen Suede-Schuhe Ausdruck der Metamorphosen, der Häutungen, der Wandlungen. Suede behauptet, dass die Seele nicht ein verborgener Kern sondern ebenso die Oberfläche ist. (Genauer gesagt behaupten Cash, Perkins & Presley nicht viel weniger als dass sie ihre Seele, jedenfalls die nach alter Art, ohne weiteres hergeben, wenn nur die Haut unangetastet bleibt.)

Suede ist unklar und unscharf,

dafür überreich und mehrdeutig.

Das Velourshafte also ist heilig und obszön. Deshalb darf es vieles, nur eines nicht, massenhaft werden. (Man stelle sich eine Tanzfläche voller Tänzer mit blauen Wildlederschuhen vor.) Selbst der Arbeitshandschuh, denn wir zweifellos auf den ersten Blick als eine Art von höchst pragmatischer Massenhaftigkeit des „besonderen“ Materials ansehen können, verleiht dem Träger eine besondere Würde. Erinnern wir uns an den Stolz von Lokomotivführern oder Hochofenarbeitern beim tragen ihrer Handschuhe, immer Arbeitsgerät und Rangzeichen zugleich, und daran, wie wir als Kinder die Müllmänner beneideten, wegen ihrer phantastischen Handschuhe, mit denen sie zugleich sich zu schützen verstanden und eine besondere Empfindsamkeit unseren Hinterlassenschaften gegenüber an den Tag (oder mehr noch die Nacht) legten. Und Turnschuhe? Wer sie nicht heiligt, wird es nie zu etwas bringen.

Die Veletzlichkeit und zugleich dieses Versprechen der Unverletzlichkeit machen die innere Stärke des Materials aus: Auch das ist Suedes (der Band) Idee der Übertragungen in „we are the pigs“ oder „pantomime horse“, Verletzlichkeit, die sich nur auf den ersten Blick mit Trotz wappnet. In Wahrheit geht es darum, gerade die Verletzlichkeit als Stärke zu erkennen. Das Problem dabei sind die anderen. Hätten sie Respekt für suede (den Zustand), so könnte ein neues Zeitalter beginnen. Wenn freilich die Mehrheit kein größeres Vergnügen findet, als eine Minderheit (oder: dem einzelnen) auf die blue suede shoes zu steigen, blieben uns nur die Legenden der Heiligkeit und der Obszönität.

SHOES

Unter dem Begriff „Velours“ werden zwei Sorten von Leder zusammen gefasst. Da ist zum einen die nach unten weg gespaltene, beidseitig velourige Oberfläche einer Lederhaut (auch Fleischspalt genannt) und da ist zum anderen die nach oben verarbeitete, unbeschichtete Rückseite einer Lederhaut. Im Unterschied zum eher samtartigen „Nubuk“ ist das Velours deutlich aufgerauter. Im englischen Sprachraum wird das Veloursleder als ‚Suede’ bezeichnet.

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Das Innere wird nach außen getragen, so fängt das an. Die Verletzlichkeit, aber auch das Bergende, das unpolierte und unmaskierte Innen stülpt sich trotzig der Welt entgegen. Während der glatte, polierte, sollten wir sagen: blank gewixte Lederschuh von der Enteignung der Natur durch den Menschen spricht und am Ende vollkommen verleugnen kann, dass sein Material einst die Haut eines lebenden Tieres bildete, hat der Wildlederschuh eher den Charakter einer Verwandlung. Im Mocassin  unseres Traum-Indianers verwandelte sich der Jäger in das gejagte Tier. (Nur Stiefel scheinen dazu da, dass man in ihnen stirbt, weshalb am die Geschichte von Gottes eigenem Land auch als einen semiotischen Krieg zwischen Mocassins und Stiefeln erzählen könnte.)

Nun gut. Wir haben auch praktische Erklärungen parat. Eine raue Oberfläche hilft beim Begreifen und Durcheilen der Welt. So taucht, alltäglich maskiert, das Velours vor allem bei Turnschuhen und in Arbeitshandschuhen auf. Das Wesen des Velours scheint da die Robustheit auf der einen Seite, die haftende Oberfläche auf der anderen den Vorteil gegenüber anderen Materialien auszumachen. Und da ist noch, was die Werbung  „atmungsaktiv“ nennt: Die Poren der einstigen Tierhaut sind nicht verschlossen. Schweiß kann heraus, Luft kann herein. Auch auf diese Weise ist der Träger mit der Welt mehr verbunden. Wir beginnen zu begreifen,  warum Suede nicht nur eine Geschichte und, wie in der gleichnamigen britischen Band, ein Art des Musizierens zwischen Trotz und Verletzlichkeit bezeichnet, sondern auch eine philosophische Angelegenheit ist.

Praktisch gesehen indes sind Hände und Füße besonders Suede-affin, weil man hier am meisten schwitzt, weil hier besonders heftige Kontakte mit der Welt stattfinden. Turnschuhe und Arbeitshandschuhe aus Veloursleder sind daher wegen ihrer  Porigkeit geschätzt, zugleich aber auch, weil sie, da weder wirklich rau noch wirklich glatt, der beste Schutz gegen Verletzungen. Es ist gleichsam dieses Haut-auf-Haut-Prinzip, was wir vom Schuhwerk zum Beispiel auf Gedanken, auf Bauwerke, auf Kunstwerke übertragen können. Das Raue und das Glatte war einst nicht zuletzt eine Sprache zwischen den Herren und den Knechten; veloursartig konnte sich die Subversion oder ein demokratisches Ineinander entwickeln. Veloursartige Lebensformen mögen sich zwischen Gentrification und Veslummung bilden.

Wie aber kann man suede denken? Womöglich, indem man auch hier den linearen Gegensatz des Glatten (die Theorie, die Philosophie, die Wissenschaft) und des Rauen (die Praxis, die Kunst, die Politik) aufhebt. Es geht um die Verwendung von Material, welches das Leben einströmen lässt oder auch ausströmen, wie man es nimmt. Suede bietet eine Zone zwischen dem Lebenden und dem Dinglichen, das zwischen dem Subjekt und der Welt eine offene Beziehung herstellt. Der Verlust von Ordnungen wird belohnt durch einen Zuwachs an Intensität. Natürlich kann man das auch sehr spirituell sehen. Der Indianer unserer Träume kann in seinen Mocassins nur Traumpfade der Erleuchtung suchen.

Im Zweifelsfall ist er übrigens der einzige, dem die Vorstellung, die eigenen Schuhe zu fressen, nicht übermäßige Magenschmerzen bereitet. Denn da ist ja noch ein Widersatzpaar, das sich in „suede“ aufhebt: Die Welt wird allgemein vom Menschen in Nahrung und in Werkzeug verwandelt. Bemerkenswerterweise ist es für die meisten Religionen, Mythen und Kulturen von einiger Bedeutung, beides strikt auseinander zu halten. Was nicht Nahrung sein kann, soll Werkzeug werden. Der Indianer unserer Träume ist, was das anbelangt, kein Verschwender. (Genau besehen ist dieser Traum-Indianer der Mensch, der suede lebt.) Doch was Werkzeug geworden ist, soll nicht wieder Nahrung werden. (Weshalb der Cowboy unserer Alpträume dem Indianer den bitteren Vorwurf macht, im Fall von Hunger sein Reittier aufzuessen.) Auch soll man, wie man in der Bürgerfamilie lernt, mit dem Essen nicht spielen.

Aber suede ist das Material, in dem die Haut noch an das Fleisch erinnert. Die vollständige Verwandlung vom Leben in das tote Ding ist so wenig gelungen wie die scharfe Trennung von Werkzeug und Nahrung. Und die von Subjekt und Welt auch nicht. Wer blaue Wildlederschuhe trägt, hat nicht nur einen Fetisch gewählt, sondern auch eine besondere Schnittstelle zwischen Subjekt und Welt.

Suede, so lehren uns die Legenden der Heiligkeit und der Obszönität, ist ein Zustand, der (noch) nur in der Bewegung empfunden werden kann: im Tanz, im Kampf, bei der Jagd, auf der Flucht, in Schwerstarbeit. Da entwickelt sich vielleicht so etwas wie eine suede trance.

Den Zustand kann man vielleicht mitnehmen. Ins Dickicht der Städte möglicherweise.

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Carl Perkins – Blue Suede Shoes

 

„Veloursleder“ taucht in der Literatur mit der Schreibweise mit und ohne „s“ auf. Traditionell verwenden die Ledertechniker und Gerbereien die Schreibweise ohne „s“. Daher wird in der Leder- und Gerbereiliteratur „Veloursleder“ stets „Velourleder“ geschrieben. Korrekt laut Duden ist aber nur die Schreibweise mit dem „s“.

Weitere Informationen zur Schreibweise finden Sie in der Lederpedia des Lederinstituts Gerberschule Reutlingen

Georg Seeßlen

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