Wunderbare Akteure begeistern beim Filmfestival Max Ophüls Preis
Die 2011er Ausgabe des Saarbrücker Filmfestivals beweist wieder einmal, welch großes Heer an herausragenden Schauspielerinnen und Schauspielern im deutschsprachigen Raum agiert. Noch Unbekannte und schon Berühmte geben sich ein Stelldichein und prägen den Spielfilmwettbewerb entscheidend. Da hapert’s manchmal mit der Dramaturgie, ist die Erzählstruktur mitunter nicht ganz schlüssig, doch die Darsteller reißen nahezu immer mit und geben den Filmen, selbst denen mit Mängeln, Besonderes.
Ins Auge sticht besonders die Lust der Schauspieler, mit kleinsten Mitteln größtmögliche Wirkung zu erzielen. Da ist zum Beispiel Bernhard Schütz, bekannt geworden vor Jahren als einer der Protagonisten an der Volksbühne in Berlin. Mit dämonischer Jovialität verkörpert er einen zwielichtigen Geschäftsmann. Die zwischen Stasi-DDR gestern und Wirtschaftsblasen-Deutschland heute spielende Geschichte ist recht krude. Doch das Entfachend lauernder Gefährlichkeit ohne grobe „Auftritte“ durch Schütz prägt sich ein. Oder Robert Stadlober in „Der Mann, der über Autos sprang“. Er spielt einen Mann, nicht ganz von hier, nicht ganz aus dem Jenseits, der fremden Menschen durch seine Eigenart ein Gespür fürs Glücklichsein schenkt, ein Engel also. Stadlobers Lächeln dabei ist unvergesslich. Macht er sich damit über sich selbst lustig, über die Story, über das Leben an sich? Das bleibt ein Geheimnis – irritierend und irritierend schön, also produktiv. Fabian Krüger, von Theatergängern in Zürich und Wien geliebt, schenkt dem skurrilen „Der Sandmann“ eine bezaubernde Eleganz, die zwischen Varieté, Bühne und Atelier umtriebige Meret Becker gibt „Fliegende Fische müssen ins Meer“, Dieter Mann, über Jahre Protagonist am Deutschen Theater Berlin, verleiht „Vergiss Dein Ende“ mit stoisch anmutender, dabei vielsagender Gelassenheit eine herzerwärmende Würde. Es ließen sich noch viele Beispiele nennen. Genug damit. Auffallend aber: Die Klugheit der Schauspieler ist es wohl oft, die den Filmen das Leben schenkt. Bei manch junger Regisseurin und manch jungem Regisseur fällt im Gespräch auf, wozu es hier in Saarbrücken erfreulich viel Gelegenheit gibt, dass sie mit einer unbedarften Eitelkeit auftreten, die den Verdacht aufkommen lässt, ihr Anteil am Film ist der geringste. Erschreckend ist, dass einige nicht einmal für ihr Projekt „brennen“. Flippig, Selbstbewusstsein vortäuschend, alles „super“ findend, sind sie leer. Sie würden, verspräche das einen Auftritt im Rampenlicht, auch genauso gut Schnürsenkel oder Brötchen verramschen können. An viele Saarbrücken-Jahre zurück denkend, ist klar, dass dies nichts Neues ist. Es gab sie schon immer, die hohlen Aufschneider. Ihre Hoppla-jetzt-komm-ich-Attitüde hat ausgereicht, Geldgeber für den ersten Film zu finden und in Saabrücken zu landen. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass die meisten von ihnen – zum Glück – keinen zweiten Film zustande kriegen. Den ersten zu stemmen, ist nämlich gar nicht so schwer, da die Geldgeber bei Debüts oft auf kleiner finanzieller Flamme kochen können. Ab Nummer zwei wird’s schwieriger, weil in der Regel teurer. Das hat auch Vorteile!
Ganz klar: Die, denen man nicht wieder begegnen möchte, sind nicht das Gros beim Filmfestival. Regisseuren wie Peter Luisi (Der Sandmann), Nick Baker-Montys (Der Mann, der über Autos sprang), Güzin Kar (Fliegende Fische…), Johannes Naber (Der Albaner), Brigitte M. Bertele (Der Brand), Isabelle Stever (Glückliche Fügung) und anderen wünscht man Produktionsmöglichkeiten ohne Ende. Sie brennen für das, was sie tun. Wunsch Nummer eins: dass ihre Filme nach dem Festival bald in den Kinos auftauchen!
Text: Peter Claus
Der Albaner (Deutschland/Albanien 2010)
Regie: Johannes Naber
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