Das war am Montagabend die Spitzenmeldung: Das Heute-Journal des ZDF begann seine Sendung mit der vorangegangenen Sendung: „Unsere Mütter, unsere Väter“.
Als würde Deutschland, das deutsche Fernsehen, die deutsche Bevölkerung gerade jetzt, beim Zweiten Deutschen Fernsehen, den Zweiten Weltkrieg entdecken.
Als würde uns, der deutschen Bevölkerung, eben jetzt spektakulär bewusst, dass damals nicht alles gut gelaufen ist.
Und die Frankfurter Allgemeine Zeitung begleitet diesen Dreiteiler mit einer aufgeregten publizistischen Kampagne, sie sieht einen Film der „Epoche machen“ wird, der nun, endlich, vielleicht die aussterbende Generation der Kriegsteilnehmer dazu bewegen wird, den Kindern und Enkeln zu erzählen, wie es wirklich war.
Sicher, das ist gut gemachtes Qualitätsfernsehen, das ist eine ernsthafte Beschäftigung mit Geschichte, seriös in der Haltung, gut im Handwerk.
Ein wenig zu „exemplarisch“, ein wenig zu sehr auf die Stellvertretung der Figuren bedacht, auf die „Bandbreite“, die sie abzudecken haben, um wirklich überragend zu sein, um wirklich tief in die Seele zu gehen.
Wenigstens mir.
Ich sehe das mit respektvollem Interesse, aber es geht mir nicht tief ins Herz.
Weil viele Szenen und Figuren überdeutlich die dramaturgische Architektur erkennen lassen, die absichtsvoll auf Wirkung bedacht ist: In der zweiten Abteilung sehen Sie, wie ein junger Mensch mit humanistischen Grundsätzen im Krieg verroht.
Und nun beachten Sie bitte diese Krankenschwester. . .
Als ob es dieses Filmes bedürfte, um die Frage der individuellen Schuld, in die ein Mensch der Kriegsgeneration verstrickt werden konnte, in Deutschland heute neu zu diskutieren.
Nach der amerikanischen Serie „Holocaust“ war tatsächlich etwas anders in Deutschland: die Wahrnehmung des Holocaust.
Nach dem ZDF-Zweiteiler „Die Gustloff“ wusste eine Mehrheit in Deutschland etwas über diese Tragödie.
Nach diesen drei Teilen wird nichts anders sein.
Henryk Goldberg, TA 19.03.2013
Bild aus: Motion Comic zum Film via www.zdf.de
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