Autoren über Kunst und Leben

Kategorie Kritik

Ein Hologramm für den König (Regie: Tom Tykwer)

Der US-amerikanische Schriftsteller Dave Eggers („The Circle“) führt eine flotte Feder. Seine Romane, wie „Ein Hologramm für den König“, sind denn auch überaus unterhaltsam. Allerdings blitzt bei allem Spaß immer auch eine profunde Zeitkritik auf. Stichworte: Profitgier, Machtwahn, Globalisierung. Eine… Weiterlesen →

DAS PERVERSE ROTKÄPPCHEN

Eine Nachbetrachtung zu Nicolette Krebitz neuem Film „Wild“: Eine tabulose Parabel um den Preis von Freiheit und Glück in der Postmoderne

  „Wild“ ist von der deutschen Filmkritik bei seinem Kinostart Mitte April enthusiastisch begrüßt worden. Diese Zustimmung hat nicht wenig zu tun mit den bewusst gesetzten „speziesübergreifenden Sexszenen“, wie Tobias Kniebe in der SZ diesen Fall einer sachten Zoophilie vornehm umschreibt. Eine Normverletzung, ein Tabubruch, der so krass der auch im Kino gängigen Fernsehfilmdramaturgie widerspricht, dass sie allein schon als Wohltat empfunden werden. Zusätzlich beglaubigt wird diese Grenzüberschreitung durch ihren Naturalismus. Es handelt sich nicht um ein am Computer komponiertes und animiertes Kunstwesen. Nein, dieser Wolf existiert mit Haut und Haaren und die allmähliche Annäherung zwischen Tier und Schauspielerin hat tatsächlich stattgefunden. Über diese Begeisterung ist die analytische Beschäftigung mit Nicolette Krebitz’ Film vielleicht etwas zu kurz gekommen. Deshalb dieser Nachklapp zu einem bemerkenswerten Film, der nach zwei Wochen Kinoauswertung auf Platz fünf der deutschen Arthaus-Charts stand. (Achtung: Auf Spoiler wird im Text keine große Rücksicht genommen.) Der Wolf kommt zurück nach Deutschland. Seine Propagandisten sind Tierfreunde und Naturschützer. Die Medien orchestrieren mit Aplomb, wie sich ein gestern noch verfemtes Tier längst verloren geglaubtes Terrain wiedererobert. Erst wurde der Wolf nur in Brandenburg gesichtet, dann im Osten der Republik, schon gibt es Programme für seine Rücksiedlung im Rheinland. Nichts versinnbildlicht diese Sehnsucht nach einem Stück urtümlicher Wildheit inmitten unserer absterbenden, von sich selbst gelangweilten Zivilisation so treffend wie Nicole Kredits’ neuer Film, der karg vieldeutig „Wild“ heißt.

In einer rabiaten Umwertung der gängigen Märchenmythologie vom bösen Wolf, der das arme Rotkäppchen im Haus der Großmutter zu verschlingen droht, handelt es sich hier um eine junge Frau, die den Wo...

Chevalier (Regie: Athina Rachel Tsangari)

LEHRSTÜCK MIT SEEIGEL Wer ist in allem der Beste? Athina Rachel Tsangaris große Film-Groteske „Chevalier“ über Männerspiele, Griechenland und eine von Ranking und Rating besessene Kultur.   Schon die ersten Einstellungen dieses Films sind ziemlich überwältigend. Das Meer. Die Felsenküste…. Weiterlesen →

Fritz Lang – Der andere in uns (Regie: Gordian Maugg)

DER AUGENMENSCH UND DIE WIRKLICHKEIT Gordian Mauggs „Fritz Lang – Der andere in uns“ mischt alten und neuen Film zu einer düsteren Seelenreise des Künstlers „Wenn die Wirklichkeit um die Ecke kommt, dann knallt’s – Aber das muss ich Ihnen… Weiterlesen →

Die Kommune (Regie: Thomas Vinterberg)

Rückblick auf die 1970-er Jahre: Erik (Ulrich Thomsen) erbt eine Villa in Kopenhagen. Seine Frau Anna (Trine Dyrholm) kommt auf die Idee, in dem für das Paar viel zu großen Haus eine Kommune zu gründen. So geschieht’s. Doch das Zusammensein… Weiterlesen →

Chevalier (Regie: Athina Rachel Tsangari)

Der Beste   Mit ihrem Spielfilm „Attenberg“ wurde die griechische Regisseurin Athina Rachel Tsangari 2010 zu einer d e r Hoffnungen des Kinos ihres Heimatlandes und Europas. Das philosophische Bild der gegenwärtigen griechischen Gesellschaft wurde von der Filmkritik als „Greek… Weiterlesen →

Wolfgang Ullrich: Siegerkunst. Neuer Adel, teure Lust

Künstler als kreative Dienstleister   Der Künstler entwickele sich immer mehr vom Avantgardisten zum Geschäftsmann, meint Wolfang Ulrich. Selbst die kritische Kunstszene sei zum Wohlstandsphänomen mutiert, schreibt er in seinem Essay „Siegerkunst“. Der Publizist hat damit einen Nerv getroffen.

Léon Werth: 33 Tage. Ein Bericht

Flucht und neue Reinheit „33 Tage“ oder wie für den Schriftsteller Léon Wert die Flucht aus Paris im Weltkrieg des Juni 1940 zu einer endlosen Reise über verstopfte Landstraßen, kleine und große Vorhöllen wird – und am Ende steht Freiheit auf dem… Weiterlesen →

Fritz Lang – Der andere in uns (Regie: Gordian Maugg)

1993 hat Regisseur Gordian Maugg mit „Der Olympische Sommer“ einen der formal ungewöhnlichsten deutschen Spielfilme der letzten Jahrzehnte vorgelegt. Mit einer historischen Askania-35-mm-Kamera gedreht, erzählt er darin einfühlsam vom Lebensgefühl in Deutschland in der Nazizeit. Auch mit weiteren Filmen hat… Weiterlesen →

Unter dem Sand (Regie: Martin Zandvliet)

1945 – ein Jahr des Glücks? Wer mit Verstand auf das Jahr der Befreiung vom Hitlerfaschismus zurück blickt, weiß, dass dem nicht so war. Es gab Schrecken zuhauf. Auf eine über die Jahrzehnte kaum beachtete Episode der unmittelbaren Nachkriegszeit in… Weiterlesen →

Wild (Regie: Nicolette Krebitz)

David Lynch lässt grüßen. Die dritte Regiearbeit der als Schauspielerin bekannt gewordenen Nicolette Krebitz entpuppt sich als düsteres Seelendrama, das stark an dessen beste Filme erinnert. Nichts da von Fantasie- und Mutlosigkeit, wie sie deutschen Produktionen oft vorgeworfen wird. Krebitz… Weiterlesen →

HACKING HABITAT. ART OF CONTROL – Internationale Kunstschau im ehemaligen Gefängnis am Wolvenplein in Utrecht

DIE GEDANKEN SIND FREI Hacking Habitat – eine Kunstschau im niederländischen Utrecht nimmt die Kontrollgesellschaft der neuen Medien und sozialen Netzwerke aufs Korn „Sie können uns nicht zwingen, das San Bernardino-iPhone zu hacken.“ Der Satz, mit dem Apple-Chef Tim Cook… Weiterlesen →

Freeheld – Jede Liebe ist gleich (Regie: Peter Sollett)

Polizistin verliebt sich in Automechanikerin. Könnte schön sein, müsste sie zum einen nicht immer mal wieder Diskriminierung erleben und zum anderen dann auch noch gegen den Krebstod ankämpfen. So schlimm und kitschverdächtig, wie sich die Skizze der Story liest, ist… Weiterlesen →

Markus Metz und Georg Seeßlen: Hass und Hoffnung – Deutschland, Europa und die Flüchtlinge

Sachbuch-Auszug: Markus Metz/ Georg Seeßlen: Hass und Hoffnung Europa ist eine Fata Morgana „Blödmaschinen. Die Fabrikation der Stupidität“ hieß 2011 ihr Frontalangriff auf die Kulturindustrie, 2014 gefolgt vom großen Pamphlet „Geld frisst Kunst. Kunst frisst Geld“. Nun richten Markus Metz… Weiterlesen →

Robert Darnton: Die Zensoren – Wie staatliche Kontrolle die Literatur beeinflusst hat

Die Zensoren – Geburtshelfer oder Verhinderer? Robert Darnton untersucht anhand von drei anregenden Beispielen aus der Geschichte die Arbeitsweisen von Literaturzensur, bleibt aber die Antwort nach der Wirksamkeit von Kontrollmechanismen in der Gegenwart schuldig. Dieses Buch hat eine jahrzehntelange Vorgeschichte…. Weiterlesen →

Silent Heart – Mein Leben gehört mir (Regie: Bille August)

Bille August hat schon so manchen Film geliefert, der dem Kitsch gefährlich nahe kommt. Nun also ein Drama zum Thema Suizid? Da läuten sämtliche Alarmglocken. Aber: überflüssiger Weise. Dieses Mal hat er die notwendige Balance von Emotionen und Lakonie geradezu… Weiterlesen →

Sex & Crime (Regie: Paul Florian Müller)

Mannsbilder à la Hollywood sind stark, mutig, selbstbewusst. Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel. Der deutsche Autor und Regisseur Paul Florian Müller stemmt sich jetzt gegen allerlei Regeln und vor allem gegen Klischees. Und siehe da: Er verhebt sich nicht, ganz… Weiterlesen →

Bach in Brazil (Regie: Ansgar Ahlers)

Das Spielfilm-Debüt des Autors und Regisseurs Ansgar Ahlers will komödiantisch unterhalten. Dies allerdings abseits abgetretener Erzählpfade. Keine Schmuddelwitze, keine 08 /15-Story. Hauptfigur ist der pensionierte Musiklehrer Martin (Edgar Selge). Daheim, in Bückeburg, kommt er mit seiner akademischen Art des Musizierens… Weiterlesen →

Peter Sloterdijk: Was geschah im 20. Jahrhundert? Unterwegs zu einer Kritik der extremistischen Vernunft


Peter Sloterdijks „Was geschah im 20. Jahrhundert?“ ist eine Sammlung bereits publizierter Aufsätze, die ihn als funkelnden Analytiker der Globalisierung zeigt. Er geißelt die Plünderung des Planeten als „energetischen Faschismus“ und sieht die Raumfahrt als Weg zum „Weltgewissen“.

Der Wert des Menschen (Regie: Stéphane Brizé)

Dicker geht’s nicht: der deutsche Verleihtitel sagt überdeutlich, wovon dieser französische Spielfilm handelt. Der Originaltitel „La loi du marché“ („Das Gesetz des Marktes“) ist jedoch klüger und letztlich genauer. Autor und Regisseur Stéphane Brizé gelang eine philosophisch grundierte Erzählung, die… Weiterlesen →

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