Autoren über Kunst und Leben

Kategorie Im Labyrinth des Guido Rohm

Der Luftspaziergänger

Jetzt kann er sich nicht mehr erinnern. Eingenickt im Seil. Ein Versuch, durch die Luft zu laufen. Erhängt, weil die Erinnerung ihn bedrängte. Zur Beerdigung kommt nur ein Nachbar, der mit diesem Vormittag nichts anderes anzufangen weiß. Der Nachbar starrt… Weiterlesen →

Die Hand, die Frau, der Koffer, die Treppe

Georg poltert, ja, was soll denn das, was stellst du dich denn so an, er sitzt am Tisch, er sitzt seiner Frau gegenüber, die sich erhebt, langsam und mit graziösen Bewegungen, als wolle sie nun ganz am Ende keinen Fehler… Weiterlesen →

Das Bumstier bumst wieder

Kenner lecken sich bereits die Lippen: In Ravensburg erscheint die historisch-kritische Petzi-Ausgabe Für Arno Schmidt war er „das Totemtier der Deutschen“: Petzi. Obwohl in Dänemark als Rasmus Klump geboren, machte er im sogenannten Nachkriegsdeutschland schnell Karriere. Sowohl das „Hamburger Abendblatt“… Weiterlesen →

Hosenbachs Meisterwerk

Als man Hosenbach fand, da saß er vor seinem Schreibtisch, Hosenbach, den man sich auch nur vor seinem Schreibtisch vorstellen konnte, Hosenbach, der am Schreibtisch starb, arbeitete vermutlich an seinem ersten Satz, diesem einen ersten Satz für sein Meisterwerk, das… Weiterlesen →

Warten auf Carmen

Träume von Carmen. Sie weint, umarmt den Sessel. Tränen nässen das Polster. Dort wird nichts wachsen. Nur Schimmel. Damit das nicht passiert, lüftet Martin regelmäßig. Er steht am Fenster, atmet die frische Abendluft ein, die nach feuchter Erde schmeckt. Er… Weiterlesen →

Das Piano (Jane Campion)

Das schönste Gespräch der Welt Die Poesie der Körper War im Garten Eden noch der Apfel Anlass sich der Versuchung hinzugeben, so ist es im neuseeländischen Dschungel des Jahres 1851 ein Piano das herhalten muss als Stein des Anstoßes. Als… Weiterlesen →

Eine Schweigeminute

Was für ein Gerede über einen Moment der Ruhe, sagte Petersen später. Dafür erschlugen sie ihn. Sie warfen ihn vor einen Informationsschalter der Deutschen Bahn. Die Schweigeminute war für Dienstag angesetzt. Die Uhrzeit war den meisten international gesuchten Schweigern nicht… Weiterlesen →

Sonntag

Die Straßen sind nicht leer gefegt. Man kann allerhand finden. Dort drüben tanzt ein Papier die Bordsteinkante entlang, darauf mit einer zittrigen Handschrift verwehte Buchstaben hinterlassen wurden, die kaum zu entziffern sind. Butter könnte eines der Worte lauten. Vielleicht ist… Weiterlesen →

Die Lust am Jenseits

Die Lust am Jenseits ist es, die den Schriftsteller aus dem Bett treibt. (Er steht vor seinem Bett. Er gähnt. Er besieht sich das Bett. Die Bettdecke liegt wie eine Landschaft vor ihm. Er fährt mit einem unsichtbaren Auto an den… Weiterlesen →

Wilde Hunde

Nur weil da einer im Dorf aufgetaucht ist, soll man plötzlich zittern. Nur weil sie sagen, er hätte schlechten Atem und die Wahrheit mit sich gebracht. Wer will denn schon so einen mit schlechtem Atem und der Wahrheit? Er soll… Weiterlesen →

Sprachlos

Die Sprache ist es, die einen manchmal sprachlos macht. Die Worte fehlen. Die Worte wollen sich nicht einstellen. Die Worte flanieren auf der Straße vorüber. Ein Wort. Noch ein Wort. Sprich mich an, denkt man. Aber die Worte stolzieren davon…. Weiterlesen →

Ohne Kaugummi

Schiffe stranden in den Städten, die sich wie Puzzlestücke gemischt haben. Keine Gotteshand will sie wieder zusammen fügen. Gebrochen ist gebrochen! Wälder und Berge sehen benommen hinab. Stumme Wipfelblicke, die sich an keinem Hindernis mehr brechen können. Da ist nichts… Weiterlesen →

Liebe Elfriede Jelinek,

Liebe Elfriede Jelinek, so ein Anfang ist ein Hindernis. Der erste Buchstabe muß überstiegen werden. Schon folgt der nächste Buchstabe. Die Stäbe ragen in die weiße Schneelandschaft des virtuellen Computerpapiers hinein. Stab für Stab ergeben sie ein Wort. Das Wort… Weiterlesen →

Die alten Frauen mit den grünen Gießkannen

Die Friedhöfe sind zu Abstellplätzen geworden. Man parkt seine Toten. Die Toten rühren sich nicht. Die alten Frauen haben das Sagen über die Friedhöfe. Sie sind die Verwalterinnen des Nichts. Sie schleichen mit ihren grünen Gießkannen entlang der Grabsteine. Sie… Weiterlesen →

Unter der Wasserdecke

Und plötzlich spült das Wasser alles fort: Die Hand, die sich zum Schlagen erhob, die Hand, die einen Fisch zerpflücken wollte, die Hand, die einem Hund leicht wie ein Windhauch über den Rücken fuhr, eine Hand, die sich um einen… Weiterlesen →

Irreversibel (Gaspar Noé)

(Hinweis: Die Filmhandlung läuft in umgekehrter Chronologie ab. Bitte beachten Sie das beim Lesen des unten stehenden Textes von Guido Rohm.) Der unbekannte Zuschauer Guido Rohm winkt sich ein Taxi. Ich kann seine Lippen sehen, die dem Taxifahrer Anweisungen geben…. Weiterlesen →

Der Politiker

Den Politiker geht nichts an. Er hat keine Zeit für Sorgen. Für Nöte auch nicht. Er ist mit sich beschäftigt. Der Politiker befragt das Selbstbild. Das Bild vom Selbst muss stimmen. Es muss stimmig sein. Es darf keine Disharmonien aufweisen…. Weiterlesen →

Wildwechsel

Joseph stürzt, Scheißdreck, Drecksbande, da raus, Joseph, groß, breit, stark, hinaus aus der Bank, er dreht sich noch einmal um, schüttelt den Kopf, dann geht er zum Auto, schließt die Tür auf, klemmt sich hinter das Steuer, Joseph, zu groß… Weiterlesen →

Elises Blut

Elise macht alles selbst, sie bindet sich selbst die Schuhe, sie richtet sich selbst das Haar und zugrunde, sie leistet sich manchmal ein paar neue Schuhe und selbst Gesellschaft, sie weint selbst, lacht selbst, denn da ist niemand, mit dem… Weiterlesen →

Das Geheimnis

Meine Füße schmerzen, ich strecke sie, blicke aus dem Fenster, eines der wenigen Fenster, das wir noch nicht geputzt haben, Else, Monika und ich, die wir jeden Abend durch dieses Gebäude geistern, nahezu unsichtbare Geschöpfe, die niemand kennt, denn wer… Weiterlesen →

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