Autoren über Kunst und Leben

Kategorie Filmspiegel

FILMSPIEGEL Rezensionen unserer AutorInnen

High-Rise (Regie: Ben Wheatley)

Untergang mit Freude   Britisches Unterstatement sieht anders aus: In seiner Verfilmung des gleichnamigen Romans von J.G. Ballard stapelt der englische Regisseur Ben Wheatley nicht tief, sondern hochhaushoch. – Die Katastrophe ist da bereits vorprogrammiert. In seinem Actionthriller„Snowpiercer“ (2013) präsentierte… Weiterlesen →

Lou Andreas-Salomé (Regie: Cordula Kablitz-Post)

Der Film zeigt Episoden aus dem Leben der Titelfigur, Lou Andreas-Salomé, eine Frau, die, zu ihrer Zeit, große Männer inspiriert hat, etwa den Dichter Rilke und den Psychoanalytiker Freud. Beim Filmfest Emden gab’s Anfang Juni bereits einen Preis. Allerdings kommt… Weiterlesen →

The Assassin (Regie: Hsiao-Hsien Hou)

Ein Schwertkampf-Film ohne Schwertkämpfe, aber ein Bilderbuch von magischer Schönheit. – So lässt sich vielleicht am kürzesten sagen, was hier offeriert wird. Die Story nachzuerzählen, ist kaum möglich. Und auch nicht notwendig. Nur dies: eine Frau wird zu Kämpferin ausgebildet,… Weiterlesen →

The Lobster (Regie: Yorgos Lanthimos)

Eine unkonventionelle Liebesgeschichte Mit „Attenberg“ und „Alpen“ hat Yorgos Lanthimos wesentlich den guten Ruf des jungen griechischen Kinos gestärkt. Seine verrätselten Gesellschaftspanoramen haben aufs Schönste verblüfft. Verblüffung löst auch sein jüngster Spielfilm aus, vor allem wegen der exzentrischen Story. Die… Weiterlesen →

Das Talent des Genesis Potini (Regie: James Napier Robertson)

Kitsch oder Kunst? Über diesen Spielfilm lässt sich gut streiten. Denn tatsächlich wabert da viel Sentimentalität. Andererseits beeindruckt Cliff Curtis in der Hauptrolle mit einem verblüffend intensiven Spiel, dem man sich kaum entziehen kann. „Based on a true story“. Aha…. Weiterlesen →

Rockabilly Requiem (Regie: Till Müller-Edenborn)

Jugend in Deutschland in den 1980er Jahren, fernab der schillernden Metropolen. Autor und Regisseur Till Müller-Edenborn spiegelt eigenes Erleben. Und das spürt man. Der Film atmet eine enorme Wahrhaftigkeit. Der Auftakt wirkt ungestüm, fröhlich, vorwärtsdrängend, und doch ahnt man als… Weiterlesen →

Sky: Der Himmel in mir (Regie: Fabienne Berthaud)

Im Französischen heißt der Film „Sky“. Gut so. Der deutsche Titel ist völliger Unsinn. Er zielt auf Kitsch. Und genau der wird nicht geboten. Es geht um eine Frau auf der Suche nach der eigenen Identität. Klingt erst mal nicht… Weiterlesen →

Der Moment der Wahrheit (Regie: James Vanderbilt)

Gerade erst hat „Spotlight“ gezeigt, welche Kraft ein Film über die Arbeit von Journalisten haben kann. James Vanderbilt, bisher als Drehbuchautor bekannt, etwa „The Amazing Spider-Man“, kann da nicht mithalten. Sein Film wirkt im Vergleich mit „Spotlight“ überaus flach. Die schmale… Weiterlesen →

Agnes (Regie: Johannes Schmid)

Das Wort „apart“ ist in unserer Alltagssprache kaum noch in Gebrauch. Doch wer es kennt, und wer es schätzt, wird es sofort auf die Schauspielerin Odine Johne anwenden. Ihre Erscheinung wird geprägt von einer ganz selbstverständlich anmutenden Erotik, die nichts… Weiterlesen →

Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (Regie: James Bobin)

Tim Burtons „Alice im Wunderland“ hat 2010 einen fetten Profit erzielt: weltweit soll mehr als eine Milliarde US-Dollar eingespielt worden sein. Da wundert’s nicht, dass es Nachschlag gibt. Burton hat diese Mal „nur“ produziert. Regie geführt hat James Bobin, bekannt… Weiterlesen →

Outside the Box (Regie: Philip Koch)

Ich, ich, ich – die wichtigste Vokabel in unserer Gesellschaft. Wie wichtig, zeigt dieser Film auf sehr unterhaltsame Weise an einer Geschichte um abgebrühte, selbstgefällige und rücksichtslose Karrieristen. Im Mittelpunkt der finessenreichen Filmstory steht ein Quartett geld- und machtgieriger Business-Bonzen… Weiterlesen →

Für immer eins (Regie: Maria Sole Tognazzi)

Große Gefühle und kluge Blicke auf die bürgerliche Gesellschaft. Und große Schauspielerinnen. Der Film, der im italienischen Original „Ich und Sie“ heißt, erzählt die Liebesgeschichte zweier Frauen. Federica (Margherita Buy) und Marina (Sabrina Ferilli) sind ein Paar. Doch während Marina… Weiterlesen →

Monsieur Chocolat (Regie: Roschdy Zem)

Aufstieg und Fall: Das Leben des ersten schwarzen Clowns der französischen Zirkushistorie. Der ehemalige Sklave Raphaël Padilla (Omar Sy) verdient sich seinen Lebensunterhalt in den späten 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zunächst mit Auftritten als wilder Kannibale in einem Wanderzirkus…. Weiterlesen →

Schrotten! (Regie: Max Zähle)

Wer die Nase voll hat von deutschen Komödien, die nichts als mit Fäkalhumor und Spießerwitz vollgepfropfte Klamotten sind, sollten sich diesen Debütfilm auf keinen Fall entgehen lassen. Wie jüngst die pointierte Genre-Parodie „Sex & Crime“ waltet auch hier Humor, der… Weiterlesen →

La Belle Saison – Eine Sommerliebe (Regie: Catherine Corsini)

Catherine Corsini blickt auf die eigene Jungend zurück, ins Frankreich der frühen 1970er Jahre, Paris insbesondere. Dabei fokussiert sie vor allem auf die Prozesse einer möglichen sexuellen Emanzipation. Reflektiert wird dies anhand der Geschichte einer 23-jährigen Bauerntochter: Delphine (Izïa Higelin)… Weiterlesen →

A Bigger Splash! (Regie: Luca Guadagnino)

  Legendär: „Der Swimmingpool“ (1969) mit Romy Schneider und Alain Delon. Hier nun das Remake. Leider hat’s nicht einen Deut der Größe des berühmten Originals. Nimmt man den Begriff „Erotik-Drama“ als Etikett, lag vor bald 50 Jahren die Betonung auf Drama…. Weiterlesen →

Chrieg (Regie: Simon Jaquemet)

Chrieg, das ist Schweizerdeutsch und heißt schlicht „Krieg“. Im Zentrum stehen rabiate, ja, faschistoide Methoden, mit denen unbequeme Jugendliche gezüchtigt werden, damit sie „vollwertige Mitglieder“ der bürgerlichen Gesellschaft von bravem Stammtischzuschnitt werden. In Schweizer Mundart gedreht, wird die Geschichte des… Weiterlesen →

Lenas Klasse (Regie: Ivan I. Tverdovskiy)

Klar, klar: Wir haben uns alle lieb, sind fortschrittlich und achten jede und jeden neben uns, egal ob sie oder er nun ins Bild des angeblich „Normalen“ passt oder nicht. Toleranz haben wir ja gefressen, politische Korrektheit bestimmt unser aller… Weiterlesen →

Ein Hologramm für den König (Regie: Tom Tykwer)

Der US-amerikanische Schriftsteller Dave Eggers („The Circle“) führt eine flotte Feder. Seine Romane, wie „Ein Hologramm für den König“, sind denn auch überaus unterhaltsam. Allerdings blitzt bei allem Spaß immer auch eine profunde Zeitkritik auf. Stichworte: Profitgier, Machtwahn, Globalisierung. Eine… Weiterlesen →

DAS PERVERSE ROTKÄPPCHEN

Eine Nachbetrachtung zu Nicolette Krebitz neuem Film „Wild“: Eine tabulose Parabel um den Preis von Freiheit und Glück in der Postmoderne

  „Wild“ ist von der deutschen Filmkritik bei seinem Kinostart Mitte April enthusiastisch begrüßt worden. Diese Zustimmung hat nicht wenig zu tun mit den bewusst gesetzten „speziesübergreifenden Sexszenen“, wie Tobias Kniebe in der SZ diesen Fall einer sachten Zoophilie vornehm umschreibt. Eine Normverletzung, ein Tabubruch, der so krass der auch im Kino gängigen Fernsehfilmdramaturgie widerspricht, dass sie allein schon als Wohltat empfunden werden. Zusätzlich beglaubigt wird diese Grenzüberschreitung durch ihren Naturalismus. Es handelt sich nicht um ein am Computer komponiertes und animiertes Kunstwesen. Nein, dieser Wolf existiert mit Haut und Haaren und die allmähliche Annäherung zwischen Tier und Schauspielerin hat tatsächlich stattgefunden. Über diese Begeisterung ist die analytische Beschäftigung mit Nicolette Krebitz’ Film vielleicht etwas zu kurz gekommen. Deshalb dieser Nachklapp zu einem bemerkenswerten Film, der nach zwei Wochen Kinoauswertung auf Platz fünf der deutschen Arthaus-Charts stand. (Achtung: Auf Spoiler wird im Text keine große Rücksicht genommen.) Der Wolf kommt zurück nach Deutschland. Seine Propagandisten sind Tierfreunde und Naturschützer. Die Medien orchestrieren mit Aplomb, wie sich ein gestern noch verfemtes Tier längst verloren geglaubtes Terrain wiedererobert. Erst wurde der Wolf nur in Brandenburg gesichtet, dann im Osten der Republik, schon gibt es Programme für seine Rücksiedlung im Rheinland. Nichts versinnbildlicht diese Sehnsucht nach einem Stück urtümlicher Wildheit inmitten unserer absterbenden, von sich selbst gelangweilten Zivilisation so treffend wie Nicole Kredits’ neuer Film, der karg vieldeutig „Wild“ heißt.

In einer rabiaten Umwertung der gängigen Märchenmythologie vom bösen Wolf, der das arme Rotkäppchen im Haus der Großmutter zu verschlingen droht, handelt es sich hier um eine junge Frau, die den Wo...

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 getidan — Diese Website läuft mit WordPress

Theme erstellt von Anders NorénNach oben ↑