Babylon in FilmEuropa
Mit dem Siegeszug des Tonfilms eröffnete sich der Filmindustrie nicht nur eine neue Welt es ergaben sich auch neue Probleme: Der europäische Filmmarkt zersplitterte entlang seiner Sprachgrenzen. Eine der faszinierendsten Strategien der Produzenten, diese neuen Barrieren zu überwinden, waren die Mehrsprachen-Versionen (MLV), die nach dem gleichen Stoff mit unterschiedlichen Stars für die nationalen Märkte produziert wurden.
Zu den Klassikern, die ganz oder teilweise als MLV hergestellt wurden, zählen Filme wie E. A. Duponts ATLANTIC (1929/30), Fritz Langs M (1930/31), Erik Charells DER KONGRESS TANZT / LE CONGRÈS S’AMUSE / CONGRESS DANCES (1931), G. W. Pabsts DIE 3-GROSCHEN-OPER / L’OPÉRA DE QUAT’SOUS (1930/31), Josef von Sternbergs DER BLAUE ENGEL / THE BLUE ANGEL (1929/39) und Wilhelm Thieles DIE DREI VON DER TANKSTELLE / LE CHEMIN DU PARADIS (1930).
Das in der Filmgeschichte lange vernachlässigte Thema der Mehrsprachen-Versionen fordert eine Auseinandersetzung mit transnationalen Produktionsstrategien, mit nationalen Spezifika sowie mit deren Überwindungen.
Babylon in FilmEuropa verfolgt die vielschichtigen Hintergründe und Konsequenzen dieser Strategie. Er zeigt, wie und wo Mehrsprachen-Versionen entstanden, welche neuen Optionen und Konflikte sich daraus ergaben und wie dieses Konzept schließlich weitgehend von der Synchronisation verdrängt wurden.
Inhalt
- WENN DER MUND VERKÜNDET…
- Joseph Garncarz
UNTERTITEL, SPRACHVERSION, SYNCHRONISATION
Die Suche nach optimalen Übersetzungsverfahren - Leonardo Quaresima
MEHRSPRACHENVERSION / DUBBING?
Die Filmpropaganda des Deutschen Flottenvereins - Francesco Bono
TENOR IN DOPPELTER VERSION
Beniamino Giglis Filme zwischen Berlin und Rom - Anna Sofia Rossholm
EIN SCHWEDISCHES MARSEILLE
Die schwedischen Mehrsprachenversionen aus Joinville im lokalen Rezeptioskontext - Nataša Ďurovičová
PARAMOUNT UND DAS HOMÖOSTATISCHE MOMENT
MLV-Produktion in Joinville - Ivan Klimeš, Pavel Zeman
AKTUALITA
Tschechoslowakische Tonbildschauen 1937-1938 - Petr Szczepanik
„TIEF IN EINEM DEUTSCHEN EINFLUSSBEREICH“
Die Aufführung und Rezeption deutschsprachige Filme in der Tschechoslowakei in den frühen 1930er Jahren - Tereza Dvořáková
PRAGER BAROCK – BAROKNÍ PRAHA
Karel Plickas Kulturfilm der 1940er Jahre als Grenzfall der Sprachversionen - Geoff Brown
EUROVISION
Hans May, Richard Eichberg, Joseph Schmidt und der Grand Prix de la Chanson - Charles O’Brien
VERSIONEN, RADIO UND GRAMMOPHON
Die 3-Groschen-Oper und L’Opéra de Quat’Sous - Horst Claus
„GESCHÄFT IST GESCHÄFT“
oder: Warum die Ufa lieber französische als englische Versionen dreht - Chris Wahl
NATIONALE VERTONUNG – GLOBALES VERSTÄNDNIS
Die MLV der 1930er Jahre als Ausgangspunkt für zeitlose Fragestellungen der Medienwissenschaft - Daniel Otto
ANDALUSISCHE NÄCHTE IN BABELSBERG
Mehrsprachenversionen aus Gründen der Staatsraison - Jörg Schöning
SCHNEE VON GESTERN
Mutmaßungen über S.O.S. Iceberg - Register
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