Spielfilme, die sich dem Leben realer Persönlichkeiten oder doch zumindest Aspekten davon zuwenden, haben Konjunktur. Neben „Marie Curie“ über die zweifache Nobelpreisträgerin, „Sully“ über den Piloten Chesley B. Sullenberger sowie „Paula“ über die Malerin Paula Modersohn-Becker, geben sich nun auch „Elvis und Nixon“ ein Stelldichein.
Die beiden berühmten US-Amerikaner sind in dieser Woche nicht die einzigen, die zu Filmhelden werden. Auch die Ordensschwester Bernadette Soubirous („Das Wunder von Lourdes“), der Meeresforscher Jacques Cousteau („Jacques – Entdecker der Ozeane“) und, allerdings in einer Doku, der Rockmusiker Frank Zappa („Frank Zappa – Eat That Question“) locken ins Kino. Wirklichkeit als Garant für packende Unterhaltung? Möglich ist das. Doch es geht nicht in jedem Fall auf.
„Elvis und Nixon“ sticht aus der Biopic-Fülle dadurch heraus, dass hier von Anfang an ein leichter Ton angeschlagen wird. Es geht weder um Verehrung, noch um Geschichtsschreibung, erst recht nicht darum, Persönlichkeiten vorzustellen, deren Handeln sie zu Vorbildern macht. Regisseurin Liza Johnson und ihre drei Drehbuchautoren machen rasch klar: sie wollen nichts als amüsieren. Doch worum geht’s? Letztlich, leider, um nichts.
Der Erzählton ist locker, der Stil der Inszenierung nicht minder, das Schauspiel auf Effekte zugeschnitten. Was denn auch oftmals wirklich witzig ist. Kevin Spacey als US-Präsident Richard Nixon und Michael Shannon als King of Rock ’n’ Roll haben mit ihrem oft überdrehten Spiel die Lacher auf ihrer Seite. Sie sorgen gar für einige spannende Momente, wenn die beiden Titelfiguren schließlich wirklich aufeinandertreffen. Da zeigt sich, dass die zwei eines gemeinsam haben: In ihrem Alltag ganz Showstars, haben sie den Bezug zur Realität, so wie die sich für Durchschnittsbürger darstellt, nahezu vollkommen verloren. Endlich wird die Komik böse und der Film zur Satire. Doch bis es soweit ist, vergeht zuviel Zeit, ist es zu spät, um aus dem Gezeigten mehr als den Reiz eines flüchtigen Blicks durchs Schlüsselloch der Macht zu geben.
Hintergrund des Films ist die Tatsache, dass Elvis Presley 1970 tatsächlich um ein Treffen mit Richard Nixon im Weißen Haus in Washington ersucht hat. Der mit Drogen reichlich erfahrene Entertainer wollte sich als FBI-Kämpfer gegen, jawohl, Drogen anheuern lassen. Dazu, ein Brief von Elvis belegt es, wollte er gegen die in seinem Heimatland angeblich um sich greifende „kommunistische Gehirnwäsche“ kämpfen. Seit 2007, als die Nixon-Gedenkstätte in Yorba Linda, Kalifornien, Briefe, Fotos und Dokumente dazu ausgestellt hat, gilt die Zusammenkunft der Zwei als Kuriosum der Zeitgeschichte. Tatsächlich war es ein wenig mehr: 1970 war ein Ende des Vietnam-Krieges nicht abzusehen. Der eingefleischte Antikommunist Nixon verstand unter dem von ihm viel beschworenen „Frieden in Ehren“ einen kompromisslosen Sieg seiner Truppen. Was Presley unterstützte. Womit er sich politisch weitab von vielen Größen des US-Showgeschäfts und unzähliger, vor allem junger Landsleute positionierte. Seine Anbiederung bei Nixon dürfte manche seiner Fans dazu gebracht haben, die Weiterführung des Vietnamkrieges wenn vielleicht nicht gut zu heißen, so doch stillschweigend hinzunehmen. Dies bedenkend, bekommt der Film einen überaus faden Beigeschmack. Die handwerklich routiniert anmutende Klamotte kümmert sich so gut wie gar nicht um die politischen Hintergründe. So mutet der Film schlussendlich nicht nur leicht an, sondern seicht.
Peter Claus
Bilder: © Universum
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