Der Film ginge auch als Hörspiel durch: Isabelle Huppert und Gérard Depardieu reden und reden. Allerdings: Ja, sie dabei zu sehen, erhöht den Reiz, gehören sie doch zu den Schauspielern, die mit kleinstem Aufwand größtmögliche Wirkung erzielen können.
Die Zwei spielen ein Paar, das einst in Liebe verbunden war. Doch das ist lange her. Sie sind geschieden. Der Wille des Sohnes zwingt sie zum Miteinander, ausgerechnet im bizarren Death Valley. Die entscheidende Frage, die man sich als Zuschauer stellt: spielen die Stars„nur“ oder leben sie sich da auch aus? Immerhin: die zwei heißen auch im Film Isabelle und Gérard. Viele Momente wirken geradezu erschreckend authentisch. Klar: das sind zwei exzellente Mimen, die haben das drauf. Trotzdem: man ist verblüfft. Das Miteinanderringen des Paares, ihr Sich-Anziehen und -Abstoßen, sind von heftiger Intensität. Was dazu führt, daß man als Zuschauer, so man sich darauf einlassen kann, recht bald nach Filmbeginn über sich selbst nachzudenken beginnt.
Schade nur, daß der Film gegen Schluss ins Esoterische abdriftet. Bis dahin aber: großes Schauspieler-Kino.
Peter Claus
Valley of Love – Tal der Liebe, von Guillaume Nicloux (Frankreich / Belgien 2015)
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