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So stark, wie in der fünften Kino-Ausgabe von „Mission Impossible“ ist es zuvor nie aufgefallen: Hollywood-Star Tom Cruise könnte glatt als Double von Jogi Löw durchgehen. Er müsste nur noch ein weniger gekünsteltes Lächeln haben und diese ganz spezielle Prise Großer-Jungen-Charme, der sich bei Löw im Blitzen der Augen bemerkbar macht. Schon würde Cruise als Deutschlands Oberfußballer überzeugen. Das wär’ doch mal ein Spaß für eine Fernseh-Samstagabend-Show.

Der Spaß von Cruise’ neuem Action-Auftritt als Geheimagent von ewiger Jugend und nie versiegender Kraft namens Ethan Hunt will nichts anderes als Spaß machen. Oder? Tom Cruise jedenfalls, der sich öffentlich nach dem Motto „jung, jünger, am jüngsten“ präsentiert, mutet so an. Der Film selbst überrascht aber mit einer Ebene, die man kaum erwartet hat: Da wird doch tatsächlich mehrfach und sehr deutlich Sinn und Nutzen von Geheimdienstorganisationen in Frage gestellt und es wird sogar angedeutet, dass gerade im Geheimdienstgewerbe die Grenze zwischen Gut und Böse weitestgehend verschwunden ist. „Rogue Nation“ – übersetzbar mit Nation der Schufte, Schurkenstaat oder auch Nation auf Abwegen – heißt der Film wohl nicht aus Zufall. CIA, Partner und Feindesorganisationen kriegen ihr Fett ab. Klare Botschaft des Reißers: Wenn die Politik die Kontrolle über die Mächte des Dunkel verliert, sieht es für die Welt düster aus.

 

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Story? Unwichtig. Eine spektakuläre Szene folgt auf die andere. Die spektakulärste gibt’s gleich zu Beginn: Ethan Hunt / Tom Curies hebt ab. Mit einem Flugzeug. Dabei sitzt er keineswegs brav auf einem Sitz, sondern hängt außen an einer verschlossenen Einstiegstür. Tom Cruise hat, so schreit’s die Werbekampagne zum Film, den Stunt selbst ausgeführt. Die Sicherheitsseile wurden per Computer unsichtbar gemacht. Was der atemberaubenden Wirkung keinen Abbruch tut. Im Verlaufe des Films zeigt der 53-jährige dann so einige tolle Nummern. Ob unter Wasser oder in luftiger Höhe, ob rasend im Auto oder mit Motorrad: der Strahlemann sieht immer picobello aus. Ab und an allerdings werden Momente der Müdigkeit des Mannes unter Daueradrenalinbeschuss sichtbar. Und das ist klug. Denn so kommt die Comic-Figur immerhin in die Nähe des Menschlich-Allzumenschlichen. Überhaupt geben Regisseur Christopher McQuarrie und sein Drehbuchautoren-Team dem menschlichen Faktor viel Raum. Auch das ist klug. Deutlich wird, dass der Mensch für den Menschen nach wie vor das Maß aller Dinge ist, im Positiven und im Negativen.

Ethan Hunt also jagt das Böse und wird vom Bösen gejagt, wobei selbst die eigenen Leute in Washington hinter ihm her sind. Der Junge ist echt in Gefahr. Doch ihn kümmert’s nicht wirklich. Egal, wie nah die Bedrohung ist, Ethan / Tom weiß Rat – und schreitet stets zur richtigen Tat. Sogar im Folterkeller. Dort allerdings – hoppla! – kommt ihm eine Frau zu Hilfe. Und sie, eine gewisse Ilsa, entpuppt sich rasch als Clou des Films. Die Schwedin Rebecca Ferguson gibt ihr mit schauspielerischer Klasse intellektuelles Format, Sex Appeal und einige bemerkenswert scharf gezeichnete Charakterzüge. Mehrfach spielt sie Tom Cruise an die Wand. Und das darf man wirklich als Triumph bezeichnen!

Auch in den gut besetzten Nebenrollen agieren Könner. Der Brite Sean Harris („Brighton Rock“) spielt den Oberschurken Solomon Lane, den schärfsten Gegenspieler von good boy Ethan. Es ist eine Freude, sich von ihm eine Gänsehaut verpassen zu lassen. Solomon ist auch als Figur interessant. Er war früher beim britischen Secret Service. Dann hat er die Seiten gewechselt. Er leitet ein so genanntes „Syndikat“, einen Verein, der nicht weniger will als die Macht über die Welt.

Da bekannt ist, dass die Dreharbeiten für die sechste „Mission: Impossible“-Nummer bereits in Kürze beginnen sollen, ist klar, wie dieses Abenteuer Nummer 5 ausgeht. Man weiß es sowieso von Anfang an. Ein paar hübsche Einfälle sorgen aber dafür, dass es trotzdem spannend bleibt, bis zur letzten Stunt-Orgie. Klar ist auch, dass dieser Film vor allem eines soll: Geld in die Kassen der Produzenten spülen. Auch das wird gelingen. Ethan Hunts vorheriges Abenteuer soll global mehr als 700 Millionen Dollar gebracht haben. Dafür hängt sich wohl mancher gern mal an ein Flugzeug.

Peter Claus

Bilder: Parmount

Mission: Impossible – Rogue Nation, von Christopher McQuarrie  (USA 2015)