„Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“ The Best Exotic Marigold Hotel machte Oscar Wildes Bonmot auch für die jüngere Generation wieder populär. Und nun, beim Nachschlag zur Erfolgskomödie, wird dessen Richtigkeit natürlich bestätigt. Aber, lohnt es sich wirklich, noch mal in der Herberge der Glückseligkeit einzuchecken?
Ja, es lohnt, wenn man’s augenzwinkernd betrachtet. Die Protagonisten leben nach der süffigen Parole: „Hurra, wir sind noch da.“ Die Stimmung ist grandios, in dem von einer munteren Senioren-Schar bewohnten Best Exotic Marigold Hotel im indischen Jaipur. Fast jugendlich wild wird die Stimmung, als in der malerischen Herberge ein Kerl von einem Mann auftaucht, ein alter Wolf, schon langsam grau, aber vor geradezu explosiver Erotik nur so strotzend. Die Damen geraten aus dem Häuschen. Und die Herren fahren nicht nur ihre Antennen aus: irgendwas kann doch mit diesem Typ nicht stimmen. Zu schön, zu schick, zu geschmeidig. Oder?! Damit nicht genug, soll die märchenhaft erfolgreich laufende Altersresidenz durch eine Dependance ergänzt werden. – Knallharte Logistik also ist gefragt, sowohl in ökonomischer Hinsicht, als auch in Herzensangelegenheiten.
Die Erzählung, die in der Fortsetzung des Welthits The Best Exotic Marigold Hotel putzmunter ausgeplappert wird, ist klein, sehr klein. Doch das Vergnügen daran ist groß. Allein die farbenprächtigen Bilder berauschen. Vor allem aber verzaubert einen wieder die Crème de la Crème der britischen Schauspielkunst mit sprühendem Charme, schlagfertigem Witz und handfester Lebensweisheit. Stars wie Judi Dench, Maggie Smith, Bill Nighy und Dev Patel als indischer Gastgeber der Europaflüchtlinge ziehen alle Register ihres Könnens. Dazu gibt Hollywood-Star Richard Gere im Part des tatsächlich überaus smarten aber vielleicht ja auch wirklich zwielichtigen Salonlöwen eine brüllend komische Parodie auf sich selbst – als Ein Mann für gewisse Stunden, wie einer seiner berühmtesten Filme heißt. Er tut’s mit sichtlichem Vergnügen.
Wieder hat John Madden inszeniert, mit genau dem richtigen Fingerspitzengefühl. Immer wenn’s sentimental zu werden droht, dreht er ein kleines Bisschen an der Comic-Schraube. Fließen hier Tränen beim Publikum, dann sind es Lachtränen. Natürlich kann man dem Film vorwerfen, ein völlig realitätsfernes Indienbild zu zeichnen. Stimmt. Aber der Anspruch ist ja nicht der, einen kritischen Sozialreport zu liefen, sondern der, launig unterhalten zu wollen. Und dieser Anspruch wird mit diesem gefühlvollen Kinomärchen grandios eingelöst.
Peter Claus
Bilder: © Twentieth Century Fox
Best Exotic Marigold Hotel 2, von John Madden (Großbritannien/ USA 2014)
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