Das Theaterstück von Strindberg ist berühmt. Es wird noch immer oft inszeniert. Und sehr oft scheitern die Regisseure. Liv Ullmann ist nun auch mit ihrer Adaption fürs Kino gescheitert. Für die hat sie das Geschehen von Schweden nach Irland verlegt, wohl um Schauspielstar Colin Farrell einsetzen zu können. Warum aber soll der keinen Schweden spielen können? Ziemlich unsinnig, die Entscheidung zur Ortsverlegung. Die Handlung folgt – äußerlich – weitestgehend der Vorlage: die adelige Julie (Jessica Chastain) hat ein Techtelmechtel mit dem Diener Jean (Colin Farrell). Was, natürlich, die Klassenunterschiede bedingen es, fatale Folgen hat.
Das Bühnenstück bietet reichlich Zwischentöne und vor allem Ungesagtes, um einen knallharten Psychothriller zu inszenieren. Das grausame Spiel um Macht zwischen zwei Menschen könnte als Spiegel gesellschaftlicher Machtkämpfe dienen. Könnte. Bei Liv Ullmann reicht’s lediglich zum gepflegten Kammerspiel.
Colin Farrell und Jessica Chastain allerdings entschädigen für den Mangel an inszenatorischer Klasse. Farrell agiert äußerst kraftvoll, wird geradezu zum Tier. Chastain zeigt wieder einmal ihre faszinierende Fähigkeit, sich in ein Wesen jenseits aller Normen zu verwandeln. Man schaut den Beiden gerne zu und verdrängt Dank ihnen die Frage, warum man sich das Stück aus der Frühzeit europäischer Demokratisierung heutzutage noch ansehen soll.
Peter Claus
Fotos: © Alamode
Fräulein Julie, von Liv Ullmann (Norwegen/ Irland/ Großbritannien/ Frankreich 2014)
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