Finn (Mels van der Hoeven) soll „ein richtiger Junge“ sein. Das heißt für den Vater (Daan Schuurmans): Finn soll Fußball lieben. Doch den Jungen zieht’s zur Musik, genauer: zum Geigenspiel. Dahinter steckt ein kleines Wunder: Wenn Luuk (Jan Decleir), der alte weißhaarige Mann, die Geige spielt, erscheint Finn die verstorbene Mutter. Klar, dass der Knabe die Geige braucht. Doch der Vater verbietet das Spiel, untersagt sogar den Umgang mit Luuk. So bleibt Finn nichts anderes übrigen, als sich heimlich zu seinem hoch betagten Freund zu schleichen, um von ihm das Spiel der Geige zu erlernen…
Dieser Film hat die Herzenswärme eines Festes in einer niederländischen Großfamilie auf dem Land. Wer das einmal erlebt hat, weiß, welche Nähe, Zuneigung, welcher Spaß, welche Lebensfreude dort herrscht, dass aber immer auch ein kleiner Hauch Melancholie auflodern kann.
Finns großes Problem: er wähnt sich Schuld am Tod der Mutter. Auf die Frage, woran sie gestorben ist, antwortet er: „An mir. An Heiligabend, als ich geboren wurde, ist sie gestorben.“ Damit bekommt die Geschichte eine dramatische Fallhöhe, die von der Inszenierung und von den Darstellern effektvoll, dabei sensibel, genutzt wird. Viele Worte braucht es dazu übrigens nicht. Es sind die fein stilisierten Bilder, die (fast) alles erzählen.
Mels van der Hoeven, erstmals vor der Kamera, verkörpert den neunjährigen Finn. Er bezaubert mit bubenhafter Halsstarrigkeit, die immer auch Feingefühl signalisiert. Kitsch hat da keinerlei Chance. Das Spiel mit märchenhaften Elementen und handfester Realität entwickelt hingegen einen einmaligen Zauber. Der seine volle Pracht im Finale in voller Schönheit entfaltet. – Ein wahrlich wundervoller Familienfilm.
Peter Claus
Finn und die Magie der Musik, von Frans Weisz (Niederlande 2013)
Bilder: Arsenal Filmverleih
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