PRIDE

In Cannes gab es Jubel und Beifall ohne Ende. Und in der Tat: Der Film bietet schönstes Entertainment mit einer Extra-Portion Intelligenz. Da darf gejubelt werden.

Die Engländer bieten mal wieder, was sie besonders gut können: eine Komödie mit Anspruch, man denke nur an „Ganz oder gar nicht“ oder an „Billy Elliot“. Auch dieser Film nun spielt in der Zeit der „Eisernen Lady“ Maggie Thatcher. Der Clou: Die Erzählung beruht auf Tatsachen. Diese Erzählung führt vor dreißig Jahren in die Welt der Londoner Gay-Aktivisten und von streikenden Minenarbeitern auf dem Land. Da kommen Schwule und Lesben auf die Idee, die Arbeiter zu unterstützen. Was vielen von denen erst gar nicht in den Kram passt. Doch das Geld, das die PRIDEAktivisten einsammeln, brauchen die Streikenden. Also: her damit. In Onllwyn in Südwales herrscht zwar erst mal Skepsis angesichts der bunten Vögel. Doch mit der Zeit bricht sich der gesunde Menschenverstand Bahn.

Englische Schauspielstars wie Bill Nighy und Imelda Staunton sind die Zugpferde in der Werbung für den Film. Und, ja, sie sind hinreißend. Interessanterweise aber spielen sich die nicht unbekannten aber doch weniger berühmten Darsteller der Schwulen und Lesben sehr schnell sehr stark in die Herzen der Zuschauer. Was wohl vor allem ihrem überschäumenden Temperament zu danken ist.

Viele Charaktere, viele kleine Geschichten. Klug miteinander verknüpft ergeben sie – komödiantisch grundiert – das Bild einer Gesellschaft, in der Menschen von denen, die die Macht haben, nur als Helfershelfer zur Möglichkeit der Profitmaximierung angesehen werden. Das wird mit einem fröhlichen „Na und!“ als Grundhaltung reflektiert. Und dieses „Na und!“ hilft nicht nur den Protagonisten, es baut einen auch als Zuschauer auf. Man verlässt das Kino ausgesprochen angeregt.

Peter Claus

Pride, von Matthew Warchus (Großbritannien 2014)

Bilder: Senator Filmverleih