Marcus H. Rosenmüller eilt der Ruf voraus, derzeit Deutschlands bester „Heimatfilmer“ zu sein. Nun mag das stimmen. Doch es wäre fatal, den Autor und Regisseur darauf zu reduzieren.
Vieles von dem, was er im Abschluss seiner Trilogie über die Freundschaft zweier junger Frauen erzählt, hat sicher einen Bayerntouch. Entscheidender aber: Rosenmüller beleuchtet übergreifende Aspekte menschlicher Existenz. Auch hier, wie in den zwei Vorgängerfilmen BESTE ZEIT und BESTE GEGEND, und erst Recht in WER FRÜHER STIRBT, IST LÄNGER TOD, fragt er ganz grundsätzlich, warum wir Menschen überhaupt existieren. Und genau das ist es, was seinen Film den Reiz des Besonderen gibt. Rosenmüller traut sich da nämlich etwas, was die meisten Autoren und Regisseure längst an den (oft nicht erreichten) Fun-Faktor verraten haben.
Die Story der zwei Freundinnen, die sich über unendliche Weiten treu bleiben, die sich lieben und zoffen, miteinander und aneinender vorbei leben Story geht nicht in wahnsinnige Tiefen, hat jedoch ihre berührenden Momente. Die resultieren oft daraus, dass die Schauspielerinnen auch mal still sein dürfen, verhalten, einfach (wie Du und ich) dumm aus der Wäsche gucken dürfen, dass sie nicht nur glaubhafte, sondern lebenspralle Charaktere verkörpern dürfen.
Auch wenn’s dann in der Erzählung mal recht vorhersehbar wird, bleibt durch der Authentizität der Darstellungen und Milieuzeichnungen doch eine Lust am Weiterschauen, am Mitbibbern und Daumendrücken. Wenn Wohlfühlkino, dann bitte solches, ohne Fun-Faktor, aber mit ganz viel spürbarem Spaß am Hier und Heute!
Peter Claus
Beste Chance, von Marcus H. Rosenmüller (Deutschland 2014)
Bilder: Majestic (Fox)
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