Regisseurin Buket Alakuş hat 2001 mit ihrem Spielfilmdebüt „Anam“, der Geschichte einer türkischstämmigen Putzfrau in Deutschland, einen noch heute begeisternden Komödienhit vorgelegt. Seitdem sind einige beachtlich-solide Arbeiten von ihr herausgekommen. Nun wieder einer Komödie, die sich jedoch als Trauerspiel entpuppt.
Vermutlich will der (auf einem Roman basierende) Film diverse Männlichkeits- und Weiblichkeitsklischees entlarven. Die Story dazu: Hauptfigur Hatice (Idil Üner) sucht dringend einen Mann, da sie nach alter Tradition unbedingt vor ihrer Schwester verheiratet sein muss. Da die Schwester schwanger ist und die Eheschließung mit dem Liebsten (und werdenden Papa) ansteht, muss sich Hatice beeilen. Sie will unbedingt einen Deutschen, der jedoch mit türkischem Temperament gesegnet ist. (Womit der dusslige Titel des Films erklärt wäre.) Doch klar, erstens kommt es anders, zweitens als man denkt… Und die Parade der Peinlichkeiten und die der Männer zieht sich, und zieht sich …
Idil Üner, die schon Großartiges, etwa in „Im Juli“, gezeigt hat, wird hier als schickes, schönes Weibchen in die Geschichte geschickt, die ganz auf Massenwirksamkeit getrimmt wurde. Statt Herz (wie einst in „Anam“) wird mal 08/15-Comedy, mal Banal-Dramatisches offeriert. Das ist weder Komödie, noch Drama, sondern nur ein Abspulen von Momentaufnahmen, die den Unsinn von deutschen Vorurteilen gegenüber Türken und türkischen gegenüber Deutschen verspotten sollen. Doch zuviel Ulk erwächst etwa aus abgedroschenen Sprach-Gags (Schiwiegersohn und Schiweinefleisch: ach, wie witzig) und viel zu oft wiederholten Momentaufnahmen (die Hamburgerin Hatice zieht sich für den Vater in Salzgitter „brav und keusch“ an). Irgendwann mutet das alles nur noch dünnblütig, vorhersehbar und schrecklich einfallslos an.
Grundproblem des Films: Was vor etwas mehr als zehn Jahren im gleichnamigen autobiografischen Roman von Hatice Akyün noch frisch wirkte, muffelt heutzutage. Denn inzwischen haben zu viele gute Spielfilme die Absurdität der Klischees bereits pointierter entlarvt. Dieser Film kommt schlichtweg zu spät.
Peter Claus
Einmal Hans mit scharfer Sauce, von Büket Alakuş (Deutschland 2014)
Bilder: NFP
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