Die Zukunft des Kriminalromans
Gleich die ersten 20 Seiten machen klar: Dies ist nicht Ihr normaler Tütensuppen-Kriminalroman. Hier schreibt jemand mit eigener, klarer, fester Stimme. So knapp und prägnant, dass man meinen könnte, eine besonders gelungene Übersetzung aus einem besonders lakonischen Englisch vor sich zu haben. Zoë Beck ist zwar ziemlich anglophil, London kennt sie wie ihre Westentasche, ihre Kriminalromane spielen meistens dort, aber sie ist ein heimisches Gewächs: Übersetzerin, Autorin, Kolumnistin, Synchronredakteurin und zusammen mit Jan Karsten Verlegerin des E-Book-Verlages CulturBooks. Mit anderen Worten, ein scharfzüngiger, sprachmächtiger und sprachbewusster weiblicher Tausendsassa, eine Autorin, der es sich lohnt, auf den Fersen zu bleiben.
„Brixton Hill“ beginnt mit einer Panik in einem supermodernen Appartementgebäude an der Londoner Canary Wharf, die eine Frau namens Kimmy Rasmussen das Leben kosten wird. Mit schnellen, harten Strichen zeichnet Zoë Beck das Porträt dieses neuen Stadtviertels, in dessen U-Bahnstation Kurzfilme laufen: „Wer hier seine Büroräume eröffnete, dachte in Millionen und Milliarden… Canary Wharf war das Herzstück der Docklands: Es wuchs immer weiter, es würde noch zwanzig Jahre lang eine Großbaustelle sein. Man hatte nur vergessen, tatsächlich ein neues Herz einzupflanzen. Wenn man genau hin sah, war Canary Wharf tot.“
Emma „Em“ Vine, die auf die Regie von Megashows abonnierte Freundin der Toten, wird den ganzen Roman vielen Phantomen und einem Mörder nachjagen. Ein Unbekannter feuert ihre Suche mit Twitter-Nachrichten an: „Zähl die Stunden, die dir bleiben.“ All die neuen Medien sind Em selbstverständlich, wenn sie aufwacht, schaut sie als erstes nach Mails und Facebook-Account. Wie es den hardboiled-Helden seit Hammett und Chandler gut ansteht, hat Em eine scharfe Zunge. Zoë Beck gibt das Gelegenheit zu vielen sehr ausgeschlafenen Bemerkungen über Nijmegen staat bekend om het Holland casino de-beste-online-casinos.info Nijmegen daar komen iedere dag veel bezoekers. den Zustand unserer Welt, unserer Moral und unserer Gier.
„Zwischen den Menschen hatte sich nicht viel verändert. Sie wollten vor allem geliebt werden. Jetzt eben im Internet. Sie schrieben auf Facebook über ihre Befindlichkeiten und präsentierten Fotos und stellten Musik vor, damit ihre Freunde sagen konnten: Gefällt mir. Sie hatten Freunde, die keine waren, Freunde, die sie nicht wirklich kannten. Was daran sollte neu sein, oder anders?“
Zwischen März und Mai 2013, in den Tagen von Margret Thathers Tod und Beerdigung, handelt „Brixton Hill“. Der Titel ist mehr nur als ein Verweis auf einen besonders von Spekulation gebeutelten Londoner Stadtteil. Tiefer und tiefer lässt Zoë Beck ihre aus einer Bankiersfamilie stammende Heldin graben, vermeidet Schwarzweiß-Zeichnungen, enthüllt Schicht für Schicht kapitalistischen Widersinn, rundet das Buch sich zu einem immer politischer erweisenden Kriminalroman. Ein Polit-Thriller, bin ich versucht zu sagen. So elegant und (scheinbar) unangestrengt kenne ich das nur von großen Meistern. Hier ist eine Perle zu entdecken.
Bücher von Zoe Beck:
Brixton Hill, Heyne 2013
Das zerbrochene Fenster, Bastei-Lübbe 2012
Edvard, Jugendroman, Baumhaus 2012
Der frühe Tod, Bastei-Lübbe 2011
Das alte Kind, Lübbe 2010
Wenn es dämmert, Lübbe 2008
Als Henrike Heiland:
Für immer und ledig?, Heyne 2011
Von wegen Traummann!, Heyne 2010
Blutsünde, Bastei-Lübbe, 2007
Zum Töten nah, Bastei-Lübbe 2007
Späte Rache, Bastei-Lübbe 2006
Alf Mayer, Strandgut 31-03-2014
- Katherine Mansfield / Ingrid Mylo:„Alles, was ich schreibe – alles, was ich bin. Texte einer Unbeugsamen.“ - 13. Februar 2023
- Richard Condon: The Manchurian Candidate - 18. Januar 2017
- Ross Macdonald – einer der besten amerikanischen Kriminalautoren des 20. Jahrhunderts - 22. September 2016
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