Zwei Brüder, zwei Leben: Marten (30) und Volker (27). Nach Jahren des gegenseitigen Ignorierens treffen sie wieder aufeinander. Ort der Begegnung: das Elternhaus an der Nordseeküste. Anlass: ihre Mutter, die lange in Haft saß, seit dem Tod des Vaters, soll entlassen werden. Marten will ein Neuanfang, Volker den radikalen Bruch. Sie können zusammen nicht kommen?
Gelegentlich rutscht der Film in Krimiroutine ab. Doch nur gelegentlich. Vor allem überzeugt er als Drama von Menschen, die nicht aus ihrer Haut können, die gefesselt sind durch Familienbande, sich davon lösen wollen, dazu aber bereit sein müssten, zu sich selbst zu stehen. Und das ist bekanntlich besonders schwer.
In sanften Momenten steckt das Grauen. Regisseur und Autor Florian Eichinger zeigt das meisterlich. Er seziert die Familie als Keimzelle des Bösen mit geradezu gnadenloser Schärfe. Seine Schauspieler, Daniel Michel, Martin Schleiß, Luise Berndt, Rainer Wöss und Anna Thalbach in den Hauptrollen, hat er zu angenehm verhaltenem, dabei vielsagendem Spiel gebracht. Den Zuschauern machen sie es nicht einfach, sich auf diese oder jene Seite zu schlagen. Genau deshalb wühlt der Film enorm auf.
Peter Claus
Nordstrand, von Florian Eichinger (Deutschland 2013)
Bilder: Farbfilm
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