Professionelle Geldjongleure sind in der Regel Arschlöcher. Ihnen ist es egal, ob sie andere Menschen ins Unglück treiben oder nicht, Hauptsache sie verdienen Millionen. – Die Erkenntnis ist nicht neu. Leider ist sie das Einzige, was Regisseur Martin Scorsese zu bieten hat. Und dazu braucht er geschlagene drei Stunden. Leonardo DiCaprio verkörpert das Arschloch mit Verve. Doch da es keine Fallhöhe gibt, der fiese Charakter nie gebrochen wird, wird selbst das langweilig.
Ärgerlich: Der Film beruht auf Tatschen. Der von DiCaprio dargestellte Spekulant hat nämlich eine Autobiographie veröffentlicht. An der hat er vermutlich ganz gut verdient, und wahrscheinlich am Verkauf der Filmrechte noch mehr. So unterstützen Scorsese, DiCaprio und Co. den Mann, den sie vermeintlich vorführen wollen, indem sie seine Geldgier befriedigen. Na, Dankeschön!
Scorsese hat mit einigen seiner Arbeiten Filmgeschichte geschrieben. Oft überzeugte er damit, dass er den Blick auf ein individuelles Schicksal brillant mit der Zeitgeschichte verwoben hat. Nichts davon diesmal. Es gibt nicht eine Szene, die darauf verweist, dass es allein die Handlanger der Politik sind, die den Gangstern in der Geldbranche ihre üblen Geschäfte ermöglichen.
Peter Claus
The Wolf of Wall Street, von Martin Scorsese (USA 2013)
Bilder: Universal
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