2008 starb in Polen der Rumäne Claudiu Crulic in Folge eines Hungerstreiks in einem Gefängnis. Mit dem Nahrungsverzicht hatte er gegen seine ungerechtfertigte Verhaftung protestieren wollen. Aufmerksamkeit erreichte er damit aber erst nach seinem Tod. Zu Lebzeiten wurde er von allen, die hätten helfen können, ignoriert.
Der Film zum schrecklichen Fall lief bereits vor Jahren erfolgreich auf dem Filmfestival in Cottbus. Erst jetzt kommt er hierzulande in die Kinos. Es scheint, als setze sich die Missachtung fort. Dabei ist der Film absolut sehenswert. Und das nicht allein wegen dessen, was er erzählt, sondern auch, wie er es erzählt, nämlich in Form einer animierten Dokumentation. Regisseurin Anca Damian reflektiert die wahre Geschichte ihres Landsmannes, der mit 33 Jahren verstarb, in einer Collage aus Zeichnungen, Fotos, Dokumenten, digitalen 3D-Effekten und mit verschiedenen Tricktechniken. All das drängt sich jedoch nicht ungebührlich in den Vordergrund. Es dient der Anklage eines Falls von Verletzung der Menschenrechte mitten in Europa als kluges Vehikel. Kitschig wird es dabei nie. Denn der tote Claudiu Crulic erzählt selbst – von Dummheit, Fremdenhass und Bürokratie. Obwohl er zur Tatzeit gar nicht in Polen war, wird der Rumäne 2007 als Dieb verhaftet. Keinen kümmern seine Beteuerungen. Die rumänische Botschaft hilft nicht. Crulic hofft darauf, mit dem spektakulären Hungerstreik auf sich aufmerksam machen zu können. Es misslingt. Er bekommt nicht einmal so viel Aufmerksamkeit, dass rechtzeitig medizinische Hilfe einsetzt.
Der Film wurde auf Dutzenden Festivals gefeiert. Es hagelte Auszeichnungen. Endlich läuft er in den deutschen Kinos, erfreulicherweise in der Originalfassung mit Untertiteln. Kluges Arthouse-Kino mit starker Wirkung.
Peter Claus
Crulic, von Anca Damian (Rumänien/ Polen 2011)
Bilder: Mouna (Barnsteiner)
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