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Ein Doku-Drama. Spielszenen und Interviewsequenzen sind geschickt miteinander montiert. – Im Fernsehen ist das ein Dauerbrenner. Im Kino finden sich Doku-Dramen selten. Dieses aus der Schweiz brauchte denn auch drei Jahre (die Uraufführung war im August 2010 beim Festival in Locarno), um nach Deutschland zu kommen.

koblet_320In der Schweiz ist die Geschichte Allgemeingut: Bäckersohn gewinnt 1950 völlig überraschend das Radrennen Giro D‘ Italia, wird zum Medienstar, steigt hoch auf – und fällt tief. Der Tod kommt früh. Bis heute wird spekuliert, ob es wirklich ein Unfall war oder doch ein Suizid.

Hugo Koblet (in den Spielszenen von Manuel Löwensberg verkörpert) hatte einen besonders eleganten Fahrstil, sah gut aus und war charmant. Eine Verlobung mit der in den 1950er Jahren sehr populären österreichischen Schauspielerin Waltraud Haas sicherte neben den sportlichen Erfolgen eine stete Medienpräsenz. Die wird geradezu gigantisch, als er 1951 die Tour de France gewinnt. Seiner Popularität tut es keinen Abbruch, dass bald Doping-Gerüchte auftauchen. Als er dann das Model Sonja Bühl (Sarah Bühlmann) heiratet, schmückt sich die High Society gern mit ihm. Doch lang währt das Glück nicht. Das Ende: der Held rast mit seinem Sportwagen an einen Baum…

Erfreulicherweise hält sich der Film kaum mit Gerüchten und Spekulationen auf. Die Geschichte vom Aufstieg und Fall des armen Jungen wird in den Spielszenen als spannende Story erzählt und durch die Interviewausschnitte klug ergänzt. Die Erinnerungen der Zeitzeugen, darunter Waltraud Haas, lassen das Bild eines Mannes entstehen, der am Erfolgsdruck der Profitgesellschaft zerbricht. Insofern ist die Geschichte des Hugo Koblet eine brandaktuelle.

Peter Claus

Hugo Koblet – Pédaleur de charme, von Daniel von Aarburg (Schweiz 2010)

Bilder: One Filmverleih