Kinderschicksal im Krieg: Der kleine Sebastian (Félix Bossuet) wohnt weitab der „großen Welt“ in den französischen Alpen mit dem alten César (Tchéky Karyo). Hinter den Bergen tobt der Zweite Weltkrieg. Es ist der Sommer des Jahres 1943. Sebastian lebt scheinbar in einer Idylle. Doch die ist brüchig. Es kommen Flüchtlinge ins Dorf. Sie wollen weiter in die Schweiz. Neben dem von den Menschen verursachten Unglück droht auch eines aus der Natur: Schafe werden gerissen, eine Bestie soll ihr Unwesen treiben. Sebastian entflieht aller Unbill durch die Freundschaft zu einem riesigen Hund. Er nennt ihn Belle. Aus Angst, dass sein Freund für die Bestie gehalten wird, will er das Tier schützen und baut ein Versteck. Doch es beginnt eine Hatz auf das vermeintliche Untier. Zudem versuchen die Deutschen jene zu finden, die als Fluchthelfer für Juden arbeiten. Sebastians Kindheit, man ahnt es, findet ein dramatisches Ende.
Das Dorf ist von den Deutschen besetzt. Césars Nichte Angélina (Margaux Chatelier) versucht, sich dem Werben des deutschen Leutnants Peters (Andreas Pietschmann) zu widersetzen. Heimlich liebt sie Guillaume (Dimitri Storoge), den Arzt, der flüchtenden Juden hilft, in die nahe gelegene Schweiz zu kommen. – Mit diesen wenigen, fein gezeichneten Skizzen wird das Grauen der Zeit trefflich beschrieben. Regisseur Vanier versteht es, die Historie einzubringen, ohne dick aufzutragen. Und er versteht sich auf Schauspielerführung. Der kleine Félix Bossuet besteht glänzend neben den gestandenen Akteuren, wirkt nie aufgesetzt oder tümelnd.
Die clever gebaute Geschichte, angeregt von einer Kinderbuchreihe, die auch schon im französischen Fernsehen adaptiert wurde, ist spannend, emotional reich und intelligent in der Zeitzeichnung. Der schöne Film eignet sich hervorragend dazu, mit Kindern und Jugendlichen über die Schrecken des Faschismus zu sprechen, ohne schulmeisterlich werden zu müssen.
Peter Claus
Belle & Sebastian, von Nicolas Vanier (Frankreich 2013)
Bilder: Paramount
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