Einer der besten Filme im diesjährigen Angebot der Sektion Panorama der Internationalen Filmfestspiele.
Gespiegelt wird die (im Kino viel zu selten vorkommende) Realität der Arbeitswelt: Rafael (Jesús Padilla) schuftet seit Jahrzehnten in einer Glühbirnenfabrik in Mexiko. Er putzt die Glühbirnen. Das macht er mit Sorgfalt. Jetzt kommt er ins Pensionsalter. Doch da erfährt er, dass er keine Rente bekommen wird. Die Chefs sagen ihm klipp und klar, dass er, der einst aus El Salvador gekommen und deshalb ein Illegaler ist, keinen Cent erwarten kann. Aber sie sind ja keine Unmenschen. Sie bieten ihm an, einfach weiter zu arbeiten. Rafaels Ex-Frau Lidia (Susana Salazar) ergeht es kaum besser. Sie kümmert sich als eine von mehreren Hausangestellten um eine reiche Frau im Rollstuhl. Deren Leben ist ausschließlich auf ihren Hund ausgerichtet. Als sie stirbt, erbt der denn auch das gesamte Vermögen. Und Lidia weiß, genau wie „ihr“ Rafael nicht, wie es weitergehen soll.
José-Luis Valles Spielfilmdebüt setzt auf große Ruhe um über die Unruhe und die Ungerechtigkeit der Industriegesellschaft zu meditieren. Die zwei Geprellten versuchen, sich zu wehren. Doch nicht das ist das Entscheidende. Wichtige sind die Sequenzen, in denen – manchmal in Einstellungen, die scheinbar nicht enden wollen – das Innere der Charaktere nach außen dringt, die Fassungslosigkeit über die Unmenschlichkeit der Arbeitswelt sich Bahn schlägt.
Action-Fans kann der Film sicher nicht empfohlen werden. Hier ist ein Publikum gefragt, dass es als Genuss empfindet, fremde Kulturen über fremde künstlerische Mittel kennen zu lernen, um sich mit dem Vertraueten, Nahen, Eigenen zu befassen. – Arthouse-Kino im besten Sinne!
Peter Claus
Workers, von José Luis Valle (Deutschland/ Mexiko 2013)
Bilder: Bildkraft
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